«Brennerova», der neue Brenner-Krimi von Wolf Haas: Von Tattoos und abgehackten Händen

Nr. 36 –

Eigentlich hätte es der Brenner so richtig gemütlich nehmen können. Denn: «Was andere Männer schon mit dreissig erleben, dass sie einen Bauch kriegen und träge werden und während dem Sex schon ans Abendessen danach denken, das ist jetzt auf die alten Tage auch dem Brenner passiert.» Der Brenner ist nämlich der Herta wieder begegnet. Dabei ist eine Blechschere von einem Dach genau zwischen die beiden gefallen, worauf der Brenner gleich bei der Herta eingezogen ist.

Doch zum Glück lässt Wolf Haas seinen Privatdetektiv Simon Brenner in «Brennerova» nicht einfach bei seiner Liebsten alt, fett und glücklich werden. Nein, er schickt ihn an die Wolga nach Russland. Dort hat der Brenner übers Internet eine Frau gefunden, und dort will er diese nun treffen. Nachdem er bei seiner Ankunft von Kindern bewusstlos geschlagen wird, erklärt ihm seine potenzielle Ehefrau, dass sie auf der Suche nach ihrer Schwester sei, die Opfer von Frauenhändlern in Wien geworden sei. Und schon ist der Brenner mittendrin. Und es geht um Tattoos, Prostituierte, eine Scheinehe und abgehackte Hände.

Wie schon seine sieben vorgängigen Brenner-Krimis schreibt der Wiener Wolf Haas auch seinen achten in seiner für ihn typisch plaudernden Sprache. Der allwissende Erzähler spricht vertraulich mit der Leserin, kommentiert nebenbei zynisch gesellschaftliche Zustände, erzählt Anekdoten aus Brenners Leben und analysiert den Privatdetektiv auch gerne mal: «Und siehst du, daran kannst du erkennen, dass sein Unterbewusstes ihm schon wieder einmal weit voraus war. Weil sonst hätte er sich doch nie im Leben über so etwas geärgert.»

Wie der Brenner sich ärgert, sich durchprügelt und durchschlägt – einmal mehr ist es ein Vergnügen, das zu lesen. Was nach der Lektüre von «Brennerova» bleibt, ist eine deprimierende Leere, weil das Buch aus ist. Und die Hoffnung, dass Wolf Haas seinen Detektiv nicht träge werden lässt, sondern ihn wieder auf Achse schickt – und bitte möglichst bald!

Wolf Haas: Brennerova. Hoffmann und Campe. Hamburg 2014. 239 Seiten. Fr. 29.90