Fussball und andere Randsportarten: Bereit für den Weltuntergang

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Etrit Hasler will besseres Fernsehen

Wer in der Schweiz mit Sport nichts anfangen kann, dem darf über die Festtage bloss nicht langweilig werden. Denn was gibt es während dieser Zeit anderes im Fernsehen als Sport? Tennis mit Teelichtern als Linien, zum Beispiel. Gut, der Spengler Cup ist ganz in Ordnung, auch wenn mir persönlich richtiges Eishockey lieber ist. Am Spengler Cup verirrt sich in der Drittelpause ein Dödel mit Kamera in die Garderoben, um ein bisschen Stimmung einzufangen. Machte einer im richtigen Eishockey diesen Fehler, er würde sich die Kamera dort einfangen, wo die Sonne nicht scheint. Also in der Achselhöhle, was haben Sie denn gedacht? Was ich bei Sascha Ruefer durchaus gerne einmal sehen würde.

Die fernsehtechnische Apokalypse in diesem Jahr erwartete nichts ahnende ZuschauerInnen allerdings erst am Silvesterabend: Wer in der Hoffnung einschaltete, sich einen dieser nostalgischen Jahresrückblicke zu Gemüte führen zu können, landete stattdessen bei der Wiederholung des «Superzehnkampfs». Dieses Format, falls Sie bisher in seliger Unwissenheit gelebt haben, ist eine Pseudogala zugunsten der Schweizer Sporthilfe, die, verkürzt gesagt, als Mischung zwischen der grenzdebilen US-Fernsehshow «American Gladiators» und einem Steve-Lee-Gedenkkonzert im Hallenstadion daherkommt. Also ein bisschen lustloses Herumgehüpfe, durchsetzt mit Showblöcken der üblichen, weitestgehend talentfreien Schweizer CervelatmusikerInnen.

Und weil das Ganze vom Schweizer Fernsehen mit in Szene gesetzt wird, ist es eingerahmt von den «Experten» der SF-Sportredaktion, in diesem Fall Gilbert Gress und Hanspeter Latour, zwei abgehalfterte Exfussballtrainer, deren beste Tage schon längst vorbei sind beziehungsweise bei «Pudi» Latour gar nie kamen. Für einmal mussten die beiden keine Pausenanalysen machen, sondern das Geschehen in der Arena live kommentieren. Das führte zu unweigerlich tragikomischen Situationen: Gress, von der Geschwindigkeit des Geschehens offensichtlich überfordert, gab nur noch frankodeutsches Kauderwelsch von sich, während Latour vor lauter Reden rot anlief wie eine Tomate, was wenigstens ein bisschen Spannung aufkommen liess, weil man sich unweigerlich fragte, ob er gleich einen Herzinfarkt bekomme. Ach, doch nicht. Ist ja nur eine Wiederholung.

Womit sich die Frage stellt, wieso so ein Anlass überhaupt am Fernsehen gezeigt wird. Nun gut, Geld für die Schweizer Sporthilfe zu sammeln, ist halbwegs ehrenhaft, auch wenn das Ziel dieser Institution darin besteht, jungen SchweizerInnen vorzugaukeln, dass sie tatsächlich eines Tages ihren Lebensunterhalt mit Sport verdienen könnten, statt einen anständigen Beruf zu lernen. Und damit die SponsorInnen ihre Geldbeutel öffnen, braucht es Medienpräsenz, das leuchtet ein. Aber Sendezeit opfern, die sonst zum Beispiel einer der exzellentesten Filmredaktionen Europas zur Verfügung gestellt werden könnte? Und das für die Wiederholung einer Show, die einen in den Worten der «Muppet Show»-Logenpolterer Statler und Waldorf für den Weltuntergang bereit macht, «weil schlimmer als diese Show kann es ja nicht mehr werden»? Das muss nicht sein.

Es gäbe wohl eine einfache Lösung: Die Schweiz braucht ein eigenes Sportfernsehen. Sie werden jetzt einwerfen, das gebe es ja schon, diesen Privatfernsehsender, der ein buntes Jekami an Provinzsportarten präsentiert und nebenbei noch Nachfolger für Beni Thurnheer in Castingformaten sucht. Dabei bräuchte dieser Sender einfach «the real thing». SF soll den Minikanal übernehmen und seine Sportberichterstattung dahin auslagern. Dann kämen endlich auch einmal unterschätzte Randsportarten wie Unihockey, Volleyball und Kickboxen am Staatsfernsehen zum Zug. Und da dürften von mir aus auch Gress und Latour weiter vor sich hinbrabbeln. Solange ich jederzeit umstellen und auf SF 2 «Delikatessen» schauen kann.

Etrit Hasler verbringt wahrscheinlich zu 
viel Zeit vor dem Fernseher. Deshalb schaut 
er sich am Silvesterabend auch die Wiederholung des Superzehnkampfs an.