Ausserdem: Perfides Spiel auf Kosten der Fans

Nr. 6 –

«Dichtung und Wahrheit» schreibt die «BaZ», «Merkwürdige Schadensminderung» die «NZZ am Sonntag». Worum es geht? Vergangenen Freitag erklärte SBB-CEO Andreas Meyer an einer Pressekonferenz, die Schäden an Fussballfan-Extrazügen würden sich auf rund 300 000  Franken jährlich belaufen. Meyer zieht damit einen Schlussstrich unter eine Kampagne, die die SBB zu weiten Teilen mitverantwortet haben. Von «Drei Millionen Franken Schaden jährlich» war über Monate zu lesen. Fernsehen und Zeitungen machten aus den Zahlen, die ihnen die SBB lieferten, spektakuläre Geschichten über marodierende Hooliganvandalen. Bei den Bundesbahnen wusste man um die falsche Interpretation der Zahlen, schaute dem medialen Kesseltreiben aber tatenlos zu. Denn die Falschmeldung kam gelegen.

Anfang Januar machte die WOZ aufgrund eines internen SBB-Papieres publik, dass die Schlagzeile mit den «drei Millionen» jeder Grundlage entbehrt und die Sachschäden in Wahrheit zehnmal weniger betragen. In kryptischen Formulierungen stellte die SBB-Medienstelle dies damals noch in Abrede: Das Papier weise nur «buchhalterische Werte» aus, es fehlten die «versteckten Schäden».

Im Juli 2011 hatte Verwaltungsratspräsident Ulrich Gygi in einem Interview von den Fanzügen als «Schlachtfeldern» gesprochen und für die Aufhebung der Transportpflicht plädiert («Das würde mithelfen, das Problem zu entschärfen»). Und noch im Dezember schrieb die SBB-Medienstelle in einer Mail an die WOZ: «Der Fantransport hat mit Charterzügen in der Verantwortung der Klubs zu erfolgen.»

Über die Aufhebung der Transportpflicht sollten die Vereine zu Haftung und Kostenübernahme gezwungen werden, und die «drei Millionen Sachschäden» unterstrichen diese politische Forderung trefflich. Von all dem ist nun plötzlich nicht mehr die Rede: Er wolle keine Regulierungswelle, so CEO Meyer, also keine erzwungenen Charterzüge, sondern eine verstärkte Kooperation mit allen Klubs nach dem Vorbild der Berner Young Boys. Dort – aber auch bei anderen Klubs – bemühen sich Fans seit langem um friedliche Auswärtsfahrten. Der Dank? Fette Schlagzeilen. Und ein SBB-CEO, der von «Verantwortung» spricht.