Transparenz: Den Reptilien sei Dank

Nr. 50 –

Seit einer Woche erhitzt eine kuriose Abstimmung im Ständerat die Gemüter in Bundesbern. Das politische Geschäft: «Keine Reptilienhäute aus tierquälerischer Produktion in der Schweiz». Die Motion der grünen Nationalrätin Franziska Teuscher verlangt vom Bundesrat, «sämtliche Importe von Reptilienhäuten aus Indonesien zu stoppen». Über das Geschäft wurde schon so oft abgestimmt, dass keiner mehr weiss, was das Resultat ist. Hängen geblieben ist nur so viel: Das Resultat war knapp, eine eifrig-junge Politbeobachterfirma hat die Abstimmung gefilmt, und der Ständerat hatte seine liebe Mühe mit dem Zählen.

Das ist schade, denn die Ständeratsdebatte hatte durchaus ihren Unterhaltungswert: Anita Fetz, SP, beantragte zum Beispiel die Annahme der Motion, denn: «Reptilienleder ist im Moment in der Mode hip.» Auch Roberto Zanetti, SP, wusste von seinem «pragmatischen, fast bäuerlichen Verhältnis» zu Tieren zu berichten: «Ich weiss, dass Reh- und Kalbsschnitzel nicht auf den Bäumen wachsen.» Deshalb stimmte auch er der Motion zu, obwohl «Schlangen und Reptilien bedauerlicherweise nicht unbedingt ‹Jöö, wie herzig›-Tiere» seien.

Bei aller Tierliebe: Die Diskussion über das Abstimmungsresultat war etwa so staatstragend wie die Debatte über das politische Geschäft, um das es ging.

Aber das Durcheinander im Ständerat hat auch sein Gutes. Am Montag kam der Ständerat deswegen auf eine parlamentarische Initiative von This Jenny zurück, die noch zu Beginn der Wintersession abgelehnt worden war. Der Glarner SVPler fordert eine elektronische Erfassung der Abstimmungen im Ständerat. Auf seinen Vorstoss wurde am Montag eingetreten. Das Anliegen wird nun – noch einmal – in der Kommission beraten, ehe der Ständerat voraussichtlich in der nächsten Session darüber abstimmt.