«Alleine denken ist kriminell»: Unerschrocken und unverfroren

Nr. 4 –

Claudia Willkes Porträt von Les Reines Prochaines macht Lust auf mehr.

Was für Wahnsinnsfrauen! Sie singen, tanzen, spielen, fabulieren, jubilieren, schreien, schimpfen, lachen. Sie sind laut, wild, lustig, frech, unverschämt, erfinderisch, wendig, hässlich und doch immer wieder wunderschön.

Seit 25 Jahren toben sich die Frauen von Les Reines Prochaines auf der Bühne aus, und auch nach einem Vierteljahrhundert sind die Musikerinnen, Performerinnen und Künstlerinnen alles andere als von gestern. Die Themen, über die sie singen, von denen sie erzählen und die sie aufführen, bleiben aktuell und witzig. Und: Ihre Selbstironie und ihre Unverfrorenheit, über sich selber zu lachen, bleibt unübertroffen.

Der Dokumentarfilm «Les Reines Prochaines – Alleine denken ist kriminell» von Claudia Willke blickt auf, hinter und neben die Bühne und erzählt die Geschichte der illustren Truppe. Gegründet wurde die Frauenband in den bewegten achtziger Jahren in Basel von Muda Mathis, Regina Florida Schmid und Teresa Alonso. Sie traten in besetzten Häusern auf und waren schon damals wild und unerschrocken. Die Belegschaft wechselte, Frauen gingen und kamen (unter anderem war die Künstlerin Pipilotti Rist von 1988 bis 1994 Mitglied), nur Muda Mathis blieb. Heute besteht Les Reines Prochaines aus ihr, ihrer Lebenspartnerin Sus Zwick (seit 1991), Fränzi Madörin (seit 1988) und Michèle Fuchs (seit 1998).

Die Filmemacherin begleitet die Frauen auf ihrer «Kunst-Raub-Tournee» durch Deutschland, besucht sie bei den Proben im Haus von Mathis und Zwick und ist bei der Entstehung des neuen Krimiprogramms «Dings» dabei. Sie verbindet gekonnt die aktuellen Aufnahmen mit witzigen Archivbildern – wie jene von einem der ersten Auftritte der Band in Basel oder von einem Besuch der Frauen in den neunziger Jahren im Schweizer Fernsehen –, mit Kunstvideos von Muda Mathis, Pipilotti Rist und Sus Zwick. Hinzu kommen Gespräche mit den vier «Königinnen». Unnötig allerdings ist der steif gesprochene Offkommentar, der nicht zu den unkonventionellen Frauen passt und oft wiederholt, was schon aus dem Film heraus klar geworden ist.

«Les Reines Prochaines – Alleine denken ist kriminell» – der Titel des Films ist ein Zitat aus dem «Manifest grosser und angesehener KünstlerInnen», das Muda Mathis und Sus Zwick mit sieben anderen Künstlerinnen 1999 geschrieben haben – gibt einen vielfältigen Einblick in das Schaffen und die Ein- und Ansichten der vier Frauen. Und der Film macht Lust auf mehr: auf mehr Lieder, mehr Kunst und mehr Konzerte.

«Les Reines Prochaines – Alleine denken ist kriminell». Regie: Claudia Willke, in: Solothurn, Konzertsaal, Di, 29. Januar 2013, 17.30 Uhr; um 20 Uhr Konzert im Kino im Uferbau.
In: Basel, Kultkino, Do, 31. Januar 2013, 18 Uhr; in: Zürich, Riffraff, So, 3. Februar 2013, 12 Uhr; in: Luzern, Kino Bourbaki, So, 3. Februar 2013, 18 Uhr, jeweils in Anwesenheit von Les Reines Prochaines.