Virtuelles Museum: Gehirnwäsche – hässlich, kichernd und torkelnd
Der Wikipedia-Eintrag zu «Gehirnwäsche» ist kurz – die Diskussion dazu hingegen zieht sich über viele Seiten. Wo der Begriff «brainwashing» fällt, sind Verschwörungstheorien nicht weit. Zu leicht und verlockend ist es oft, aus Fakten Fiktionen zu spinnen. Vor allem, wenn man sich im Netz auf Spurensuche begibt.
Seit Mitte Mai existiert indes eine verlässliche Onlineadresse zum Thema, bei der man gefahrlos – dafür umso lustvoller – ein- und abtauchen kann: ein virtuelles Museum zum Thema «Gehirnwäsche im Kalten Krieg», entstanden aus einem historischen Forschungsprojekt der Universität Erfurt und des Bryn Mawr College in den USA. Das Museum ist sozusagen in ein Gehirn verpackt, über dessen Areale sich verschiedene Pfade erschliessen, auf denen man den Spuren manipulativer Machenschaften von US-Regierung, Medien und andern Institutionen folgen kann. Das reicht vom Fernsehprediger, der antikommunistische Stimmung verbreitete, bis zum Projekt «MKUltra» des Geheimdiensts, wo mit halluzinogenen Drogen und brachialer Folter experimentiert wurde, teils unter Anleitung früherer KZ-Ärzte. Nebst hässlichen Abgründen, zu denen auch der routinemässige Missbrauch von Gefangenen als Versuchskaninchen zählt, stösst man beim Navigieren aber auch auf die komisch-absurden Auswüchse der Versuche zur Gedankenkontrolle: Soldaten, die kichernd und torkelnd in verschiedene Richtungen exerzieren.
Verschiedenstes Quellenmaterial wie Geheimdokumente, Fotos und Filme lassen sich mit einem Klick erschliessen und über einen zweiten Klick beliebig vertiefen. Kein Zweifel, das Projekt setzt neue Massstäbe in der Geschichtsvermittlung! Einziger Wermutstropfen: Gute Englischkenntnisse werden vorausgesetzt.