Gleichstellung an der Uni: Die Ignoranz des Basler Rektors

Nr. 34 –

Qualität hui – Quote pfui. So die Quintessenz aus den reichlich gewundenen Formulierungen von Antonio Loprieno, Rektor der Universität Basel und Präsident der Schweizer Rektorenkonferenz, in der «NZZ am Sonntag» vom 18. August. Anlass sind die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik, die aufzeigen, dass Frauen mittlerweile zwar die Mehrheit der Studierenden stellen, auf Professorenstufe jedoch nach wie vor eine kleine Minderheit bilden.

Der Basler Rektor fühlt sich unter Druck gesetzt. «Ein höherer weiblicher Anteil muss sich mit der Sicherung wissenschaftlicher Qualität vereinbaren lassen», schreibt er, «im Interesse des Wettbewerbs- und Innovationspotenzials der Schweiz.» Loprieno reduziert also wissenschaftliche Qualität auf ihren Beitrag zur Wirtschaftskraft unseres Landes im globalen Wettbewerb. Mehr noch, er verabsolutiert den Markt: Die Universitäten dürften keine regulative Rolle spielen, um die Professorinnenquote zu erhöhen – «dies wird von der Dialektik zwischen Gesellschaft und Markt gesteuert». Mit Verlaub: Wo die Antithese zum Markt fehlt, weil Qualität allein ökonomischen Kriterien verpflichtet ist, kann kein dialektischer Schritt zur Verbesserung der Gleichstellung erfolgen.

Überhaupt: Was meint Loprieno, wenn er beklagt, viele Medizinerinnen würden «aus eigenem Wunsch eine Teilzeitstelle besetzen, nachdem sie an der Universität in einem Fach mit kontrolliertem Zugang auf eine volle Stelle hin ausgebildet wurden»? Nehmen Frauen – sie machen auch in Basel die Mehrheit der Medizinstudierenden aus – Männern den Ausbildungsplatz weg? Ist nur qualitativ vollwertig, wer im Spital Vollzeit arbeitet? Sind Frauen mit ihrem Teilzeitwunsch verantwortlich für den Schweizer ÄrztInnenmangel an Spitälern?

Die Gleichstellungskommission der medizinischen Fakultät in Basel kämpft seit Jahren mit verschiedenen Projekten und Programmen für eine systematische Einführung von Teilzeitarbeit an den Unispitälern. Mit seinen Argumenten stellt sich der Rektor nicht nur gegen ihr langjähriges Engagement. Er ignoriert auch die wohl zentralste Erkenntnis aus jahrzehntelanger Gleichstellungsarbeit in der Schweiz: Gleichstellungsförderung ist Chefsache.