1:12-Initiative: Yello-Meier und Fifa-Blatter: Nervosität im Showbiz

Nr. 36 –

Dieter Meier, Pionier der elektronischen Musik, wurde bekannt mit anarchistischem Witz und Tempo, hörbar etwa im Yello-Song «The Race» über ein Autorennen. Die Geschwindigkeit hält Meier weiter hoch, den Schalk hat er aber kurzzeitig verloren. Im «St. Galler Tagblatt» ist er wegen der 1:12-Initiative eine Kolumne lang förmlich ausgerastet: «Populistische Volksverhetzung» sei diese «Neid- und Hass-Initiative», sie werde dem «Unternehmen Schweiz» nachhaltig schaden. Die Demokratie ist nach Meier also eine Firma, und in seinem Furor zieht er weitere Kurzschlüsse, etwa dass selbstverständlich der freie Markt über die Saläre der Manager bestimme und nicht etwa deren Lohnkartell. Nur zu einem Punkt hat der Bankierssohn, Orell-Füssli-Grossaktionär und Rinderzüchter Meier leider nichts zu sagen: zu seinen eigenen Interessen.

Zu Wort gemeldet hat sich in diesen Tagen auch Fifa-Präsident Sepp Blatter. «Wir könnten den Fussball an den Nagel hängen», warnt er in der «Schweiz am Sonntag» vor der Initiative. Ansonsten will Blatter nichts weiter mit der Politik zu tun haben. Die sozialen Proteste gegen die kommende Weltmeisterschaft in Brasilien? – «Was kann der Fussball dafür? Nichts!» – Der Umgang mit Homosexuellen in Russland, dem nächsten Austragungsort einer WM? – «Der Fussball ist total apolitisch.» – Könnte eine WM also in jedem Land stattfinden? – «Wie sollen wir über eine Regierung urteilen können? Wie sollen wir die Welt und Gut und Böse unterteilen? Wer entscheidet das? Eine Glocke macht ding-dong, nicht ding-ding.»

Dafür verrät der 77-jährige Blatter noch, dass er jeden Morgen zur Musik im Radio tanze. «Ein beweglicher Körper ist wichtig für einen beweglichen Geist.» Dong-dong.