Schweizer Krimis : In Zürich wird am meisten gemordet
Im Appenzell gibt es natürlich auch einen. Oder in Liestal. Und eine in Luzern. Fiktive Privatdetektive und Kommissarinnen und Ermittler sind flächendeckend in der ganzen Deutschschweiz tätig. Das Branchenblatt «Schweizer Buchhandel» verzeichnet sie auf einer Krimikarte, die laufend ergänzt wird. Vollständigkeit wird nicht garantiert, und tatsächlich sind einige Erstlinge noch nicht erwähnt. Dennoch umfasst die Karte bereits 62 Nennungen.
Ermittelt wird vom Drei-Seen-Land bis nach Graubünden. In Biel gibt es auch zwei Kommissare; aber kann die Stadt, obwohl charmant, zum Jurasüdfuss gezählt werden, jenem mythischen Gebilde, in dem einst so viel der Schweizer Literatur angesiedelt war und noch ist? Oder muss man sagen, dass sich die auf handfestere Handlungen zielende Fiktion des Krimis ansonsten scheu darum herum bewegt? In der Urschweiz herrscht gähnende Leere – deswegen darf man sie wohl kaum als verbrechensfreie Zone bezeichnen. Oder das Oberwallis? Von dort sind ja einige dubiosere Figuren in lukrativere Gefilde ausgewandert.
Tatsächlich ist das Schweizer Verbrechen vorwiegend urban. Drei Viertel aller verzeichneten Krimis spielen in Basel, Bern und Zürich, wobei Zürich mit 26 von 62 Titeln beinahe die Hälfte verzeichnet. Zudem ist Bern, mit 14 Nennungen, ein bisschen unfair aufgemotzt worden, weil auch Friedrich Glauser und Friedrich Dürrenmatt mitgezählt werden. Die Masse machts allerdings noch nicht aus; gerade über die Zürcher Qualität lässt sich ja gut streiten (siehe WOZ Nr. 36/13 ).
Sind Verbrechen männlich, oder ist es zumindest deren Aufklärung? Autorinnen bestreiten immerhin gut ein Drittel der Schweizer Krimiszene. Zumeist führen sie Heldinnen ins aufklärerische Spiel, so wie die Autoren zumeist Männer an die kriminalistische Front schicken. Immerhin gibt es gelegentlich ein Gendercrossing, und nicht nur eines zu den Männern hin, sondern es finden sich auch Schriftsteller, die Frauen als Ermittlerinnen einsetzen.
Noch keine Auskunft gibt die Karte allerdings über die TäterInnen. Genrebedingt ist die Aufklärungsrate in der fiktiven Kriminalszene allerdings höher als in der Realität. Genrebedingt liegt auch die Mordrate weit über der Kriminalstatistik. Was geht denn schon über einen guten Mord, einen echten Mord, einen schönen Mord, so schön man ihn nur verlangen kann?