Wichtig zu wissen: «By uns gyts wyyder Bier»

Nr. 3 –

Über Leid und Freud des Berner Polizeidirektors

Das war ja flott gegangen. Kommandant Hans-Jürg Käser, Polizei- und Militärdirektor zu Bern, streifte die Schuhe ab, lockerte seine Krawatte und holte ein Leichtbier aus dem Kühlschrank. Gutes Bundesgericht. Dem verschärften Hooligan-Konkordat stand nichts mehr im Wege, seit die oberste richterliche Instanz der Nation eingesehen hatte, dass Ganzkörperabtastungen, Kombitickets und schweizweite Rayonverbote das beste Mittel gegen die ausufernde Gewaltbereitschaft von YB-Fans wie Alexander Tschäppät und Konsorten waren.

Die Gewalt lebte davon, dass sie von den Anständigen nicht für möglich gehalten wurde, wie der grosse Denker Jean-Paul Sartre zu sagen pflegte und wie es auch – neben anderen Zitaten von grossen Denkern, zum Beispiel Moritz Leuenberger – auf Hans-Jürg Käsers Website stand. Wobei, er hätte von sich selbst jetzt nicht behauptet, dass er nicht anständig sei. Und trotzdem wusste er als Präsident der Kantonalen Konferenz der Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) sehr wohl Bescheid über die Gewalt. Hm. Es war immer kompliziert mit diesen grossen Denkern. Egal.

Er zog sich einen Zweitweltkriegsschmöker aus dem Regal und beschloss, die Stunden seines Triumphs in der Beschaulichkeit seines Eigenheims zu geniessen. Der morgige Tag würde nicht ohne sein, erst der Lunch mit dem Kiwanis Club Langenthal, dann auf die Arbeit und am Abend noch der Gastauftritt am Allianzgottesdienst der evangelisch-methodistischen Kirche.

Zur Feier des Tages gönnte er sich ein zweites Leichtbier und überlegte gerade, mit welch ausgefallenen Kostümen die Kolleginnen aus der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft dieses Jahr aufwarten würden, als sein Handy fiepte. «Haha, by uns gyts wyyder Bier, du khaasch uns mol krüzwyys, Griess, dr Baschi» stand da. Beim Präsidenten der Oberaargauer Brassband schepperten die Nerven. Was sich der Waschlappen von Basler Sicherheitsdirektor Baschi Dürr nun wieder erfrechte. Diese Basler. Hatten die Überheblichkeit, als Einzige das Hooligan-Konkordat für nicht nötig zu halten, und jetzt also das: Alle Spiele der nationalen Liga nur noch «orange» (Middle Risk Plus), keine Hochrisikospiele, kein Alkoholverbot, nicht mal Leichtbier im Angebot, das erste Spiel der Saison ausgerechnet gegen YB, und das auch noch vor der Abstimmung über den Beitritt zum Konkordat in seinem Heimatkanton. Diese verdammten Basler. Diese elenden grossbürgerlichen Grosskotze, diese …

Doch dann musste Kommandant Käser jäh laut lachen. Diese armen Teufel. Der jämmerliche Baschi, der gerade mal 20 000 Fränklein aus seinen Nebeneinkünften behalten durfte, damit es ihm nicht wie Gesundheitsdirektor Carlo Conti erginge, mit Rückzahlung und Rücktritt und allem. Wie gut hatte es er selbst da in der Berner Idylle: Mit Sitzungsgeldern und Spesen aus KKJPD, Kantonsregierungskonferenz, Strafvollzugskonkordat Nordwest- und Innerschweiz, Fachdirektorenkonferenz Lotteriemarkt, Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit und Modelleisenbahnclub Langenthal. Sollten die Basler ruhig weitersaufen. Spesen zurückzahlen war was für Frauen.

Susi Stühlinger verliert in ihrem Jusstudium zusehends den Glauben an die Grundrechte.