Das auch noch: Unsere Quotenmänner

Nr. 32 –

Frauen hinter der Kamera: Unsere drei Sonderseiten zum diesjährigen Filmfestival in Locarno bieten natürlich – siehe oben – ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Im Sinne einer geschlechterpolitischen Alibiübung möchten wir es darum nicht versäumen, auch auf die wichtigsten männlichen Gäste aufmerksam zu machen.

Da ist zum Beispiel das spanische Mysterium Victor Erice, ein grosser Solitär des Weltkinos, der für ein rekordverdächtig schmales Lebenswerk ausgezeichnet wird: Drei Langfilme nur hat Erice in den letzten vierzig Jahren gedreht, jeder von ihnen ein rätselhafter Monolith der Filmkunst.

Erices Antipode wäre dann Dario Argento, der Doyen des italienischen Horrorkinos, der in seinen im Zweijahrestakt gedrehten Filmen gern schöne Frauen durch böse Räume schickt. Argento kommt für die grosse Retrospektive zu Ehren der Titanus-Studios, eines der bedeutendsten italienischen Produktionshäuser, nach Locarno.

Überaus produktiv ist auch Olivier Assayas, der seinen im Engadin gedrehten Spielfilm «Sils Maria» auf der Piazza Grande zeigt. Begleitet wird er dabei von seiner Hauptdarstellerin Juliette Binoche, die in Locarno mit einem Excellence Award ausgezeichnet wird.

Weitere illustre Gäste: der einstige Bond-Bösewicht Jonathan Pryce, Jason Schwartzman aus dem weitverzweigten Coppola-Clan und Armin Müller-Stahl, der für sein Lebenswerk geehrt wird.

Der internationale Wettbewerb schliesslich wartet mit den neuen Werken von Cineasten wie Pedro Costa und Eugène Green auf. Ebenfalls im Rennen um den Goldenen Leoparden steht der Westschweizer Dokumentarfilmer Fernand Melgar («La forteresse»), der in seinem neusten Werk, «L’abri», die alltäglichen Dramen in einer Notschlafstelle in Lausanne schildert. Und dann ist da noch der philippinische Regisseur Lav Diaz mit einem poetischen Ungetüm von einem Film, dem mit Abstand längsten im Wettbewerb: Er heisst «Mula sa kung ano ang noon» und dauert fünfeinhalb Stunden.

Vollständiges Programm und weitere Informationen: www.pardo.ch