Immer und ewig: «La Congiunta», Giornico
Man braucht nicht unbedingt ein Liebhaber von Hans Josephsohns Kunst zu sein, um einen Besuch in seinem Museum in Giornico zu schätzen – eigentlich braucht man nicht mal ein besonderer Kunstliebhaber zu sein. «La Congiunta» – die Gemeinschaft – ist einer der aussergewöhnlichsten Museumsbauten weit und breit und gewissermassen ein Gesamtkunstwerk, das viel mehr als nur die eigentlichen Museumsräume umfasst. 1992 hat der Zürcher Architekt Peter Märkli für Josephsohns mächtige Reliefs und Halbfiguren einen rohen, dreigliedrigen Betonkörper auf eine Wiese unweit der Gotthardbahnlinie gestellt. Nebenan ein Rebberg, der Blick geht hinauf zu den Leventinahöhen und hinunter zum Bett des Ticino, die Autobahn macht sich rauschend bemerkbar. Ein einladender Haupteingang ist nicht auszumachen, auch kein Aufsichtspersonal. Den Schlüssel holt man in der Osteria Giornico an der Hauptstrasse, er öffnet eine Stahltür am hinteren Ende des Baus, die eher an einen industriellen Zweckbau erinnert. Auch drinnen ist alles sehr spartanisch, hohe, nackte Räume, nur Naturlicht (man sollte also nicht zu spät kommen in den dunkleren Monaten), eine einzige Textplakette. Und Hans Josephsohns Werke, deren rohe Kraft wie gefangen ist in diesen Betonvolumen. Raum und Kunst kommen hier in eine staunenswerte Balance – fast scheint es, als müsste sie sich jedes Mal neu austarieren, wenn jemand die Tür öffnet und einen Blick hineinwirft. Als würden Haus und Werk um ein Mehr an Aufmerksamkeit ringen und übereinkommen, dass sie am besten dem jeweils anderen den Vortritt lassen.