Wichtig zu wissen: Kreuz der Kommunikation

Nr. 7 –

Susi Stühlinger über die Pläne der katholischen Kirche

Die Dinge entwickelten sich erfreulich. Die schleichende Übernahme der katholischen Kirche durch die linksliberale Ringier-Presse hatte endlich gestoppt werden können: Dem Informationsbeauftragten der schweizerischen Bischofskonferenz, Simon Spengler, Ex-«Blick»-Journalist, war gekündigt worden. Der Präsident der hauseigenen Medienkommission, Werner de Schepper, Ex-«Blick»-Chefredaktor, hatte das Handtuch geworfen. Nein, die katholische Kirche liess sich nicht einfach ohne weiteres von gefrässigen Medienkonzernen schlucken wie irgendein Onlineauktionsportal. Das Kreuz mit der Kommunikation nach aussen hatte ein Ende, fortan galt wieder die Devise: Kommunikation mit dem Kreuz.

Und noch mehr gute Neuigkeiten: Väter durften mit dem Segen des Heiligen Vaters wieder ihre Kinder schlagen, solange es würdevoll geschah. Und der Riesenpenis der Ennetbadener 34er-Höckler wurde an der Aargauer Fasnacht dieses Jahr nicht gezeigt. Der ketzerische Genderismus, der schon in den eigenen Reihen um sich zu greifen drohte, war vorerst gebannt, der Pfarrer, der sich erdreistet hatte, zwei Lesbierinnen Gottes Segen auszusprechen, seinen Job los.

Bischof Vitus Huonder war zufrieden. Alles war so weit auf bestem Wege. Natürlich, es gab auch Wermutstropfen: dass die Schweizer Garde im Dienst wieder Wasser trinken durfte, nachdem Kommandant Daniel Anrig entlassen worden war. Oder dass die weitere Einschränkung von Schwulenrechten in der Slowakei zwar an den Urnen zu neunzig Prozent befürwortet worden war, die Stimmbeteiligung von zwanzig Prozent, die fürs Gültigkeitsquorum nicht reichten, jedoch noch zu wünschen übrig liess. Ebenso unerfreulich war die Tatsache, dass der österreichische Verfassungsgerichtshof ein Adoptionsverbot für Lesbierinnen als unzulässig qualifizierte. Dies, obwohl die vermeintliche Gleichwertigkeit solch entarteter sexueller Neigungen wissenschaftlichen Untersuchungen bekanntlich nicht standhielt und Kinder die Auslieferung an gleichgeschlechtliche Paare der Grundlage einer gesunden psychischen Entwicklung beraubte, wie Bischof Vitus bereits vor rund zwei Jahren anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte ausdrücklich klargestellt hatte.

Doch auch die im Moment wenig erquicklichen Entwicklungen waren letzten Endes Wasser auf jene Mühlen, die seinen Plan vorantrieben, indem sie weiter Empörung und Zorn bei der Menge der Rechtschaffenen säten. Erfolgsstorys vom radikalen Islam, der rechtskonservativen Hälfte der Pegida und den Bürgerlichen im Baselbiet hatten gezeigt: Auf dem Markt standen traditionelle Rollenbilder, konservative Familienmodelle, der Wunsch nach Ordnung, Anständigkeit und einer strengen, strafenden Hand momentan hoch im Kurs. Alles in allem ideale Bedingungen. Es war an der Zeit, sich die günstigen Umstände zunutze zu machen. Zeit, dass Bischof Vitus Huonder seinem Wahlspruch – «Instaurare omnia in Christo», für Laien: alles in Christus erneuern – gerecht werden und die grossartigste Tat seit Äonen vollbringen würde: die Rekatholisierung des Abendlands.

Susi Stühlinger wohnt neuerdings zwischen zwei Kirchtürmen – allerdings reformierten.