Wichtig zu wissen : Alles ist grün

Nr.  11 –

Susi Stühlinger über die neue Energiewende

Das kleine grüne Monster hatte ganze Arbeit geleistet. Auf Flyern und Plakatflächen hatte es im Dienste des überparteilichen Komitees Energie-Steuer NEIN monatelang Hunderternoten verspeist – und dies mit solcher Bravour, dass es zum deutlichsten Volksnein seit fast hundert Jahren gekommen war.

Das Resultat zwang die Politik, in Sachen Energie endlich umzudenken. Dies geschah vielerorts, so war beispielsweise dem «Blick» zu entnehmen, dass der Tessiner Lega-Exponent Massimiliano Robbiani auf Facebook die Überlegung äusserte, eine Kollegin von der FDP ins Cheminée zu werfen – vielleicht nicht der entscheidende, wohl aber doch immerhin ein Schritt in der Debatte über die nationale Energiezukunft.

Einen anderen Ansatz verfolgte offenbar die Verwaltung des Kantons Luzern, deren Angestellte gemäss einer soeben ans Licht gekommenen Studie während der Arbeit auf Pornoseiten surften, um dank der damit einhergehenden Erhitzung die Heizkosten in den Büroräumlichkeiten zu senken. Es war also hinreichend klar: Für die Energiewende konnten andere, bessere Lösungen gefunden werden.

Dass nun aber seinem Gegenspieler, ebenfalls eine Art kleines grünes Monster, seitens der Medien vorgeworfen wurde, er hätte die ganze grüne Sache zugunsten egoistischer Wahlkampfinteressen geopfert, fand das kleine grüne Monster etwas unfair gegenüber Martin Bäumle. Als erfahrener Abstimmungskämpfer hätte es schon einige Tipps auf Lager gehabt, die es Bäumle möglich gemacht hätten, eine zumindest weit weniger schmachvolle Niederlage einzufahren, die es jedoch, da es ja im Dienste der Initiativgegner stand, nicht hatte verraten können.

Fürs nächste Mal würde es Bäumle raten, sich auf der Enforce-Tac-Sicherheitsmesse in Nürnberg umzusehen, wie es Schweizer Polizei- und Grenzwachtkorps unlängst getan hatten. Dort würde der umtriebige Politiker nützliche Instrumente finden, um Abstimmungskämpfe besser zu meistern. Zum Beispiel ein Produkt der in der Schweiz bestens bekannten und in Politkreisen wohlgelittenen Firma Saab: Tarnung, so heisst es, ist das A und O beim Anschleichen – sei es an den Souverän oder an ein Mandat im Ständerat –, und mit den Tarnanzügen, die Polizisten wie Büsche aussehen liessen, wäre auch ein Bäumle gut beraten, zumal die integrierte Wärmebildkamera nicht nur nützlich sein könnte, um das politische Klima zuverlässiger abzuschätzen als eine GFS-Befragung, sondern obendrein auch noch bei der energiefreundlichen Sanierung des Eigenheims hilfreich wäre.

Letzteres liess das kleine grüne Monster an die Gewinner des Abstimmungssonntags denken, denn Grund zur Freude hatten bei weitem nicht nur seine Auftraggeber, sondern noch viele andere mehr: zum einen der «Tages-Anzeiger», der anlässlich des Interviews mit Martin Bäumle auf seiner Website ein grosses Werbebanner an «Erdgas – die freundliche Energie» hatte verkaufen können, zum anderen die CVP, deren eigene Niederlage durch die GLP-Schlappe schon fast wie ein kleiner Sieg aussah und die Aussichten auf Stimmen der Mittewähler im Wahljahr rosig erblühen liess.

Susi Stühlinger muss beschämt 
eingestehen, dass sie – zum ersten Mal seit langem – vergessen hat abzustimmen.