Friedensbewegung: An Ostern für die Abrüstung
Es ist schon gespenstisch: Plötzlich ist wieder die Rede von möglichen Atomwaffeneinsätzen. Seit gut einem Jahr schaukelt sich zwischen Russland und dem Westen ein Konflikt hoch, den vor kurzem noch niemand für möglich gehalten hätte. In Syrien dauert das Töten schon vier Jahre. Aber fast niemand geht auf die Strasse, um friedliche Lösungen zu fordern.
Das war vor zwölf Jahren anders. Im Frühling 2003 protestierten weltweit Millionen gegen den Krieg, Zehntausende allein in der Schweiz. Warum heute nicht mehr?
2003 hatte die Friedensbewegung ein klares Feindbild: den US-Präsidenten George W. Bush, oft als unzurechnungsfähig dargestellt, manchmal auch als blutrünstiger Teufel. Solche Bilder helfen natürlich bei der Mobilisierung. Heute ist die Situation viel verwirrender: Wer ist in der Ukraine der Aggressor? Wo sind in Syrien die Guten? In Deutschland hegt ein Teil derer, die Friedensfahnen schwingen, absurde Sympathien für den autoritären Führer Putin. Andere dämonisieren «die Russen» und idealisieren die ukrainische «Zivilgesellschaft» – egal, dass da auch Neonazis mitmischen. Widersprüche werden im Kopf ausgebügelt: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Wenn sich dieser Freund dann aber zu offensichtlich genauso menschenrechtswidrig verhält, bleibt nur Ratlosigkeit. Und die wirkt ganz und gar nicht mobilisierend.
Es ist aber auch nicht die Aufgabe einer Friedensbewegung, Bösewichte zu denunzieren (und deren GegnerInnen zu verharmlosen). Eigentlich sollte es darum gehen, Abrüstung, Diplomatie und Einhaltung der Menschenrechte zu fordern – von allen Seiten. Und dabei wenn immer möglich Bezüge zur Politik im eigenen Land herzustellen. In der Schweiz heisst das vor allem: Waffenexporte anprangern, immer und immer wieder. Die Gruppe, die am Ostermontag den Bodensee-Friedensweg organisiert, macht das seit Jahren, hartnäckig und anschaulich (siehe WOZ Nr. 14/2012 ).
Ein zweiter Ostermarsch findet in Bern statt. In den letzten Jahren demonstrierten an beiden Orten nur einige Hundert Menschen. Es wirkt ja auch naiv, heutzutage an den Frieden zu glauben. Aber gibt es eine Alternative?