Editorial: Mit Büchern auf die Barrikade
Mit hochgestreckter Faust im schwarzen Handschuh steht es da, das Buch auf unserem Cover. Es demonstriert auf dem Olympiasiegerpodest gegen Rassismus in den USA. Ein engagiertes Buch also – im wörtlichen Sinn.
Sicher, eigentlich sind es die Menschen, die protestieren und Revolutionen machen, und doch spielen Bücher bei deren engagiertem Handeln eine nicht zu unterschätzende Rolle. In Büchern halten Menschen ihre Geschichten, Ideen, Theorien und Gedanken fest. Diese werden von LeserInnen aufgenommen, neu interpretiert und können – direkt oder indirekt – ihr weiteres Handeln beeinflussen.
Welche Bücher Protestbewegungen begleitet haben, untersucht Stephanie Danner in ihrem Artikel über die Protestliteratur. Raul Zelik geht in seinem Essay der Frage nach, was politisches Schreiben eigentlich ist und was es ausmacht. Um Kunst und Politik geht es im Artikel von Stefan Howald, der die gleichnamige Vereinigung von Schweizer KünstlerInnen etwas genauer unter die Lupe nimmt und schaut, was sie bis heute erreicht hat.
Engagiertes Schreiben muss aber nicht zwingend politisch sein: Gute Krimis sind engagierte Literatur. Denn seriöse KrimiautorInnen müssen sich mit dem Gesetz, dem Recht und der Gerechtigkeit auseinandersetzen. Welche Gedanken er sich dazu macht, verrät der Zürcher Krimiautor Stephan Pörtner.
Das engagierte Wort steht auch an den 37. Solothurner Literaturtagen (15.–17. Mai 2015) im Zentrum, die sich dem Thema «Conflicts | Conflitti | Conflits | Konflikt.Stoff» widmen. Ein Autor, der sich immer wieder ins Konfliktgebiet begibt und nun nach Solothurn kommt, ist Sherko Fatah. Im Gespräch mit Ulrike Baureithel erzählt der deutsch-irakische Autor, warum seine Bücher stets im Irak spielen.
Wie die Welt aussehen würde, wenn sich Bücher aktiv engagieren würden, zeigen die Bilder dieser Beilage, die der Grafiker Christof Nüssli bearbeitet hat. Das Buch im Bett mit John Lennon, beim Stricken mit Ruth Dreifuss vor dem Bundeshaus oder an der Gitarre der Pussy Riot auf dem Roten Platz in Moskau – an all diesen Orten waren tatsächlich auch Bücher dabei. Bücher, die die engagierten AktivistInnen zu ihrem Handeln inspiriert haben.