Wichtig zu wissen: Kochen im Frühling

Nr. 21 –

Susi Stühlinger über kulinarische Tagespolitik

Anfang Mai wurde die Neuauflage des legendären «Tiptopf»-Kochlehrbuchs präsentiert, was allerorten Anlass gibt, den Kochlöffel zu schwingen. Zum Beispiel weiss der «Blick»: «Die Volksseele kocht» in Amden, St. Gallen. Statt einer schönen Klinik für Silikon und Fettabsaugen, wie es sich eine Bewohnerin eigentlich gewünscht hätte, soll nun also ein wüstes Asylantenheim im Kurhaus Bergruh Platz finden. Und im Gegensatz zur Asylvermietung des Gasthauses Sternen im aargauischen Menziken profitiert davon nicht einmal ein Mitglied der lokalen SVP.

Doch nicht nur in Amden wird gekocht. In Altbüron, Luzern, kocht Benjamin «Benu» Lingg für Tele Züri Kalbsvoressen mit Knöpfli und Buttergemüse. Das ist besser als fremdländische Küche, weil Letztere folgende Gefahr birgt: «Die leckeren Dosen aus dem Orient / nur er alleine die Zutaten kennt / hausgemacht, so ist auch ihr Essen / sie wixen rein, und ihr wollt es fressen.» Diese in eloquenten Versen präsentierten Fakten kennt Benu von seinem früheren Hobby, dem Musizieren in einer fetzigen Rockband für aufrechte Eidgenossen namens Indiziert, die ihre Tätigkeit (die ab und zu mühsame Vorfälle mit der Justiz beschert hatte) zugunsten eines bürgerlicheren Lebens in braunen Einfamilienhäuschen aufgegeben haben soll.

In russischen Haushalten kochen indes 1800 Tonnen EU-Schweine mit gefälschtem Schweizer Zertifikat, nicht nur zum Leidwesen von Wladimir Putin, der seine Importsanktionen umgangen sieht, sondern auch von EU-Kritikerinnen und Werkplatzexperten wie Thomas Minder, die fürchten, dass der Bund doch nicht vorwärtsmacht mit den längst fälligen Swissness-Verordnungen zum Schutz einheimischer Marken.

Ein bisschen köchelt auch die neue Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr, nachdem die «Top five» das Bildungsdepartement nicht ihr, sondern der CVP-Tante mit dem fehlerhaften Akkusativ zugeschanzt haben.

Und laut dem Entwurf zum neuen Lebensmittelgesetz des Bundes schmoren bald Mehlwürmer, Grillen und Heuschrecken in Schweizer Kochtöpfen, sofern die Risikoanalyse positiv ausfällt. So weit ist es schon, denken sich einige AmdenerInnen, dass die Schweiz jetzt schon diesen Asylantenfrass per Parlamentsbeschluss bewilligt, während der Gesetzgeber bei der Schönheitschirurgie noch immer keine einheitlichen Qualitätsstandards eingeführt hat.

Nicht gekocht, sondern getrocknet ist hingegen die Million Schweizer Apfelringli, an denen sich die BesucherInnen des Schweizer Pavillons an der Expo Milano aus einem Turm von 34 Quadratmetern Grundfläche und fünfzehn Metern Höhe grosszügig bedienen. Von dieser «weltrekordverdächtigen Sache» berichtet uns der Landwirtschaftliche Informationsdienst, der über das Begleitprogramm weiter auszuführen weiss: «Die Thurgauer Apfelkönigin Monika Ausderau führte zusammen mit sechs Kolleginnen der Turnerinnenriege Märwil eine lebhafte Tanzshow auf, bei welcher der Apfel und die Apfelringli im Zentrum standen.» Das sind doch wenigstens mal gute Neuigkeiten.

Susi Stühlinger kocht eigentlich sehr gern und hat den «Tiptopf» noch im Regal.