Wichtig zu wissen: Walliser Risikogruppen

Nr. 25 –

Susi Stühlinger über Sitten und Unsitten

Endlich wieder Ruhe in Sitten. Die Schwäche der Natur hatte die Ortschaft mitsamt ihren bunt beflaggten Anhängern verlassen. In den nächsten paar Jahren würde das Wallis von der teuflischen Gay-Pride-Maskerade, die das Leiden der Homosexuellen auf gar erniedrigende Weise verhöhnte, verschont bleiben. Bischof Jean-Marie Lovey war zum Glück nicht mit der ernsthaften, wenn auch heilbaren Krankheit der Homosexualität angesteckt worden. Obschon er durchaus zur Risikogruppe hätte gehören können. Denn wenn er es auch ungern zugab – die heilige Mutter Gottes möge ihm diesen Gedanken vergeben –, war doch Jean-Marie namenstechnisch auch so etwas wie ein Transgender. Und «Lovey» klang, wenn er es sich richtig überlegte, ebenfalls ein wenig nach einer schmutzigen Präservativkampagne des Bundes. Was hatten sich seine unglückseligen Eltern bei alledem nur gedacht? Aber kein Grund, sich deswegen in eine Sinnkrise zu stürzen. Es gab schlimmere Namen. Dieser Nationalrat der Christlich-Sozialen aus Obwalden hiess zum Beispiel Vogler.

Karl Vogler selbst hatte damit kein Problem. Die Vorfreude auf die Obwaldner Parlamentarierwanderung nach Melchsee-Frutt inklusive Besichtigung nistender Bartgeier wurde durch etwas anderes getrübt: die CVP-Kollegen vom Ständerat, die das Potentatengeldergesetz wieder verschärfen wollten, nachdem er im Nationalrat erfolgreich für die mildere Variante gekämpft hatte. Denn schliesslich, so hatte er es den anderen Parlamentariern erklärt, galt der Rechtsstaat für alle. Auch für Diktatoren. Das musste so sein. Nur so wurde Vogler dem Credo gerecht, das auf der Website der CSP Obwalden prangte: «Wir orientieren unsere politische Arbeit nicht nur nach der aktuellen Tagespolitik, sondern auch an grundlegenden Werten wie Solidarität, Freiheit in Verbindung mit Verantwortung, Menschenwürde, Gemeinwohl, Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit.»

Und es war nun mal nicht mit der Menschenwürde vereinbar, jemandem sein Eigentum vorzuenthalten, wenn dessen mutmassliche Straftaten, die genauso gut die Erfindung irgendwelcher Asylwilligen sein konnten, bereits verjährt waren. Ausserdem würde eine verschärfte Regelung seine Genfer Freunde beim Schweizerischen Anwaltsverband empfindlich in deren Rechtsgut des Eigentums treffen, verhalfen sie doch mit der Verwaltung der betreffenden Vermögen genau jener wichtigen Rechtsstaatlichkeit zum Durchbruch – was auf jeden Fall entsprechend honoriert werden musste.

In Genf hatte es derzeit sowieso niemand leicht. Die jüngsten Spionageattacken anlässlich der Atomgespräche mit dem Rechtsstaat Iran lockten auch Schweizer Schlapphüte an, was die Arbeit der Kollegen in Genf enorm erschwerte. Ausserdem wurde das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit wieder einmal mit Füssen getreten, wenn die Schweiz sich am Waffenembargo gegen den Jemen beteiligte, insbesondere hinsichtlich Lieferungen an den Expräsidenten Ali Abdullah Saleh. Zum Glück hatte der Bundesrat wenigstens dessen Schweizer Bankkonten nicht eingefroren.

Susi Stühlinger hat auch 
ein Schweizer Bankkonto.