Pop: Ein sympathischer Irrsinn

Nr. 41 –

«Alex G ist eine in Los Angeles lebende Singer-Songwriterin, Träumerin, Schwester und Freundin, die ihren kindlichen Glauben an all die tollkühnen, zauberhaften und unverfälschten Dinge in sich trägt», trällert es zuckersüss auf dem Konzertportal Eventim. Hm, denkt man sich, da stimmt doch etwas nicht. Dann macht es klick: Eine Verwechslung! Auch Alex Giannascoli, ein gerade einmal 21 Jahre alter Künstler aus Philadelphia, nennt sich Alex G. Mit «Beach Music» hat er bereits sein siebtes Album veröffentlicht.

Auch wenn man die frühen Arbeiten, die Alex G auf seiner Website veröffentlicht hat, nicht alle wahnsinnig wichtig nehmen muss: Der verspulten Intensität und psychedelischen Beschwingtheit seines verspäteten Strandsommeralbums erliegt man rasch.

Aus der lässigen, gitarrenbetonten Spielweise und der charmanten Lo-Fi-Produktion wehen Erinnerungen aus den Neunzigern, an Pavement und Elliott Smith herüber. Angesichts all der überzüchteten Klangproduktionen der Popgegenwart lernt man das Fragile und scheinbar Unfertige, das apart Hingeschluderte und eher Unprätentiöse ja gerade wieder schätzen. Was mit Alex G passieren wird, bleibt freilich abzuwarten. Eine treue Fangemeinde hat der vom New Yorker Musikmagazin «The Fader» als «der beste geheime Sänger des Internets» bezeichnete junge Mann mit der brüchigen, androgynen Stimme indes längst um sich geschart.

Es ist eine seltsam suggestive, traumverlorene Stimme, und Alex G verstärkt diese Wirkung, indem er sie spielerisch verzerrt und verdreht. Wie er «Beach Music» überhaupt zu weiten Teilen über die Traumspur laufen lässt, Gitarrensounds verbiegt und kinderartige Stimmen herumgeistern lässt. Ein sympathischer Irrsinn liegt in dieser Platte. Man freundet sich unbedingt an mit «Beach Music» – und möchte vielleicht ein bisschen zusammen kiffen oder MDMA nehmen.

Alex G: Beach Music. Domino Records/Goodtogo