Fussball und andere Randsportarten: Zweitausendundschnarch
Etrit Hasler prophezeit ein lausiges Sportjahr
Es gibt immer mal wieder Menschen, die behaupten, ich neigte zu Übertreibungen. Das ist erstens das Unwahrste, was man über mich sagen kann, und zweitens neigen sich Übertreibungen zu mir und nicht umgekehrt. Ob das an meinem Charme liegt oder daran, dass die Übertreibungen immer noch betrunken sind, müssen Sie sie selbst fragen. Jedenfalls kann ich mit guter Gewissheit sagen, dass 2016 das langweiligste Sportjahr überhaupt wird. Das haben mir meine Tarotkarten gesagt, und die lügen nie.
Lionel Messi wird schon wieder zum Fussballer des Jahres gewählt. Zugegeben, dafür brauchte ich jetzt nicht grosse Hellseherei, das ist schliesslich schon passiert. Das macht es aber auch nicht spannender – das hätte ich Ihnen auch schon vor einem halben Jahr sagen können. Allerdings sage ich voraus, dass die wahre Begründung erst in ein paar Monaten publik wird: Eigentlich hätte Cristiano Ronaldo erneut den goldenen Halbschuh gewinnen sollen, allerdings ging kurz vor der Verkündung eine Warnung aus dem Cern in Genf ein. QuantenphysikerInnen hatten entdeckt, dass CR7s Ego bereits eine derartige Masse entwickelt hatte, dass jegliche weitere Zunahme dazu führen könnte, dass es in sich zusammenfällt und ein schwarzes Loch bildet, das unseren Planeten und danach unser Sonnensystem verschlingen würde. Unter der Ägide seines neuen Trainers Zinédine Zidane wird Ronaldo aus Wut bis zur Sommerpause des Öfteren mit seinem Kopf gegen eine Wand schlagen, was ihn erstaunlicherweise nicht dümmer macht.
Der FC Basel wird schon wieder Meister. Die Euphorie über den völlig unerwarteten Titelgewinn wird junge Menschen dazu animieren, Feuerwerk abzubrennen. Überraschung, Überraschung.
Die ZSC Lions werden übrigens nicht Meister – interessanterweise nicht, weil sie niemals Meister werden, wenn sie während der Saison die Liga komplett dominierten, sondern weil das Bundesamt für Sport beschliesst, aus Protest gegen den ausbleibenden Schneefall sämtliche Wintersportarten auszusetzen. Lara Gut und ZSC-Captain Mathias Seger drehen zusammen einen Werbespot für die Glückskette zugunsten verarmter Bauruinen im Bündnerland und im Wallis. Roger Köppel schreibt ein Editorial, in dem er seine Partei auffordert, sofort die Sonne aus dem Parteilogo zu entfernen und eine Initiative zur konsequenten Ausschaffung mediterranen Wetters zu lancieren.
Die Schweiz spielt ihr Eröffnungsspiel an der Fussballeuropameisterschaft gegen Albanien. Das wäre eigentlich nicht so schlimm, weil auch die albanische Nati hauptsächlich aus Schweizern besteht, aber halt nur Doppelbürgern und somit Bürgern zweiter Klasse. Ein paar verwirrte Rechtsradikale begründen PEGDADF (Patriotische Eidgenossen gegen die Albanisierung der Fussballschweiz) und demonstrieren – weil sie sonst nirgends eine Bewilligung bekommen – in Oberwil-Lieli. Der Schweizer Fussballverband reagiert umgehend und setzt Toni Brunner als neuen Nazitrainer ein. Entschuldigung, das sollte eigentlich Obergruppenführer heissen. Seine Strategie besteht daraus, zehn Verteidiger und Christoph Blocher ins Tor zu stellen. Die lassen zwar keinen rein, schiessen jedoch häufig Eigentore.
Aus Mangel an Kandidaten und um gegen ihr beschädigtes Image anzukämpfen, wählt die Fifa Papst Franziskus zu ihrem neuen Präsidenten. Der winkt belustigt ab mit dem Hinweis, er führe bereits ein korruptes Unternehmen, in dem die Frauen nichts zu melden hätten. An seiner Stelle entscheidet sich die Fifa für ihre zweite Wahl, den ehemaligen Beinahe-US-Präsidenten Al Gore, den besten Mann, um unangenehme Wahrheiten auszusprechen, ohne dass sich irgendetwas ändert.
Gelangweilt von den Ereignissen in den Mainstreamsportarten, wendet sich das Schweizer Sportpublikum der einzigen Alternative zu: Darts. Wurde ja auch langsam Zeit.
Etrit Hasler ist Slampoet, Hobbywahrsager und nach hartem Training nur noch der drittschlechteste Dartspieler der Schweiz. Zum neuen Jahr hat er sich vorgenommen, weniger zu trinken und keine Prophezeiungen zu machen.