Berner Theaterstreit: Wenn sich die Umstände «spiralisieren»

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Und dann kam er tatsächlich: der Vergleich mit dem Sport. Wir haben diesen Vergleich ja an dieser Stelle bereits gezogen, als wir das erste Mal über die überraschende Freistellung der Schauspielchefin des Konzert Theater Bern, Stephanie Gräve, berichteten (siehe WOZ Nr. 4/2016 ). Und nun kam er also auch an der Medienorientierung des Konzert Theater Bern. Zwar war die Orientierung – abgehalten über einen Monat nach der Absetzung Gräves – längst überfällig, doch gesagt wurde zum Spielverlauf leider nicht viel Neues.

«Das Problem war die Konstellation», las Stiftungsratspräsident Benedikt Weibel seine Stellungnahme von einem Blatt Papier ab, was vergleichbar mit dem Teamsport sei: «Ein Topspieler mag in dem einen Team gut spielen, doch in dem anderen passt es nicht ideal zusammen.» Der Topspieler ist in diesem Fall Stephanie Gräve – der Rest des Teams besteht aus dem Intendanten Stephan Märki. Bei der «Konstellation» ging es nicht um die Konstellation von Ensembles und Gräve oder die von Stiftungsrat und Gräve, sondern alleine um Gräve und Märki. Stephanie Gräve wurde auf ausdrücklichen Wunsch Märkis vom Stiftungsrat abgesetzt.

Was genau vorgefallen war, darüber wurde auch an der Medienorientierung nicht näher orientiert, denn: «Personalentscheide werden nicht kommuniziert.» Es sei allerdings kein bestimmtes Ereignis gewesen, das so weit geführt habe, betonte Weibel, vielmehr eine Verkettung von Umständen, die sich «spiralisiert» hätten. Mehr Informationen gab es nicht, den Rest überlasse er der Vorstellungskraft der JournalistInnen, meinte der ehemalige SBB-Chef.

Gräves Freistellung führte in Bern zu heftigen Reaktionen. Die Medien äusserten sich sehr kritisch über das Vorgehen des Stiftungsrats, die Branche forderte Transparenz, und es gab eine Kleine Anfrage einer Stadträtin an den Gemeinderat. Diese Eigendynamik habe er unterschätzt, so Weibel, und er zog zum Schluss auch noch einen Vergleich mit der Wirtschaft: «Was in der Wirtschaft gängig ist, ist nicht telquel auf die Theaterwelt übertragbar.»

Übrigens: Neben seiner Tätigkeit im Stiftungsrat von Konzert Theater Bern unterrichtet Weibel auch an der Universität. In seinem Kurs «Praktisches Management» überprüft er die Texte von StudentInnen jeweils mit einem Blablameter auf ihren «Bullshit-Gehalt».