Raumplanung: Nicht jedes Huhn gehört aufs Land
Es gibt nur wenige Printmedien, die in den letzten Jahren ihre Auflage steigern konnten. Eines ist die WOZ, ein anderes die «Landliebe». Je weniger Landwirtschaft als ökonomische Tätigkeit ernst genommen wird, desto mehr dient sie als Sehnsuchtsort. Ein Garten ist schön, aber noch schöner wären eigene Hühner, Kaninchen oder Zwergziegen!
Das findet auch die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek) des Ständerats. Mit einer Motion fordert sie den Bundesrat auf, die hobbymässige Kleintierhaltung in der Landwirtschaftszone zu erleichtern. Der Ständerat ist dafür, am Erscheinungstag dieser WOZ stimmt wohl auch der Nationalrat zu. Bauernverbandspräsident Markus Ritter unterstützt das Anliegen. Damit stellt er seiner eigenen Klientel ein Bein.
Schon länger, als es den Kapitalismus gibt, ist Boden eine der wichtigsten Wertanlagen. In einem reichen, dicht besiedelten Land wie der Schweiz ist er enorm unter Druck. Mit der Trennung zwischen Bauzone und Landwirtschaftszone und mit dem bäuerlichen Bodenrecht beschränkt der Bund die Nachfrage nach Landwirtschaftsland: Grundsätzlich können es nur jene kaufen, die es auch selbst bewirtschaften. Gäbe es diese Regelungen nicht, wäre Boden in grossen Teilen der Schweiz so teuer, dass LandwirtInnen keinen Stich hätten.
Doch die verschiedensten Kreise versuchen, diese Regelungen aufzuweichen: neben Spekulanten auch Pferdeliebhaberinnen, Hausbesitzerinnen und viele Bauern selber, die ihre Höfe gern unbeschränkt ausbauen und darauf Gewerbebetriebe ansiedeln würden, weil sie vor lauter Eigeninteressen das Ganze nicht mehr sehen. Fast allen sind Bundesrat und Parlament in den letzten Jahren entgegengekommen: Grosszügige Lockerungen wurden beschlossen für Biogasanlagen, Agrotourismus, Hausumbauten und vor allem für die Haltung von Reitpferden. Das sieht man der Landwirtschaftszone auch an – die Kumulation von Sonderregelungen geht auf Kosten des Landschaftsschutzes und untergräbt die Produktionsgrundlage der Landwirtschaft.
Hobbytierhaltung ist genauso wie Hobbygärtnern gut und wichtig. Beides gehört in die Bauzone.