Aktionsplan Biodiversität: Die Schäden sind schon längst global

Nr. 37 –

Um die Biodiversität in der Schweiz steht es schlecht. Das weiss man schon lange. Zu diesem Fachbegriff, der die Artenvielfalt, aber auch die Vielfalt der Lebensräume und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten bezeichnet, hat der Bund in den letzten zwei Jahrzehnten viel Papier produziert. Das neuste Papier hat Bundesrätin Doris Leuthard letzte Woche vorgestellt: den «Aktionsplan Biodiversität».

Der Plan ist eine einzige Enttäuschung. Einige der 26 geplanten Massnahmen sind nicht viel mehr als Aufforderungen an Bundesämter, weitere Papiere zu produzieren. Acht Massnahmen, darunter der verstärkte Kampf gegen den illegalen Handel mit Tieren und Pflanzen, sind «aus Ressourcengründen» erst ab 2024 vorgesehen. Weiter sollen Biotope besser gepflegt, mehr Waldreservate geschaffen und bedrohte Arten gezielt gefördert werden. Nichts gegen Waldreservate – aber sie sind bezeichnend für eine Politik des geringsten Widerstands. Denn die Holzproduktion rentiert ohnehin nicht mehr, da tun ein paar Reservate niemandem weh. Dass die «Ziellücken» bei den «Umweltzielen Landwirtschaft» geschlossen werden sollen, ist gut, wird aber ohne Einschränkung der Futterimporte und des Kunstdüngerverbrauchs nicht gelingen. Auch möchte man den «Konfliktherd Verkehr–Kleinfauna entschärfen», das überbordende Verkehrswachstum wird aber nicht infrage gestellt. Etwas ambitionierter ist nur die Massnahme «Biodiversitätsfördernde Rückzonungen».

Der Bundesrat hat ein veraltetes Bild von Biodiversität. Es geht heute nicht mehr nur um seltene Pflanzen und Tiere, deren Lebensräume man schützen muss. Gegen Stickstoffüberschüsse nützen Reservatsgrenzen wenig, und die grösste Bedrohung der Biodiversität ist global: die Klimaerwärmung. Genauso global sind die Schäden, für die die Schweiz mitverantwortlich ist – vergiftete Landschaften rund um Konsumgüterfabriken in China oder Bergwerke in Afrika, wo Schweizer Firmen Rohstoffe abbauen. «Die Verantwortung der Schweiz für die globale Biodiversität wird stärker wahrgenommen», hat der Bundesrat 2012 in der «Strategie Biodiversität» festgehalten. Es bleibt beim Versprechen.