Olympische Winterspiele: Showdown im Stadion

Nr. 6 –

Die Olympischen Winterspiele in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang versprechen einiges an Spannung. Nicht nur in sportlicher und dopingtechnischer Hinsicht, sondern auch auf politischer Ebene. Schon während der Eröffnungszeremonie dürfte das offizielle Spektakel mit Feuer, Flaggen und AthletInnen starke Konkurrenz durch ein paar Zuschauer in den VIP-Rängen erhalten.

Dort befinden sich vier Protagonisten der aktuell grössten geopolitischen Krise, die sich um die atomare Bewaffnung Nordkoreas dreht: Moon Jae In, der Präsident Südkoreas, Kim Yong Nam, das nominelle Staatsoberhaupt Nordkoreas, Shinzo Abe, der Ministerpräsident Japans, sowie Mike Pence, der Vizepräsident der USA. Das Verhältnis zwischen diesen vier Herren beziehungsweise den Staaten, die sie vertreten, war bis vor kurzem noch simpel: Nordkorea steht als Aggressor den drei Alliierten isoliert gegenüber.

Doch dann kamen die beiden koreanischen Regierungen auf die Idee, den «olympischen Geist» ernst zu nehmen, ihre SportlerInnen gemeinsam unter einer Flagge einmarschieren zu lassen und gar wieder diplomatische Gespräche aufzunehmen. Das missfällt Japan und besonders den USA. Ihre rechtskonservativen Regierungsvertreter tun nun einiges, um Moon als linksliberalen Naivling hinzustellen, der sich vom nordkoreanischen Regime einlullen lässt.

Viele SüdkoreanerInnen trauen dem Tauwetter ebenfalls nicht. Doch das imperiale Gebaren Japans und der USA, die auf der koreanischen Halbinsel vor einigen Jahrzehnten nacheinander für kolossale Kriegsverbrechen mit Millionen von Toten verantwortlich waren, kommt schon gar nicht gut an. Das südkoreanische Publikum wird während der Olympischen Spiele genau beobachten, ob die jetzigen Alliierten nicht nur ihre geopolitischen Spielchen treiben.