Neues aus der Wissenschaft: Weltseuche Östrogen

Nr. 47 –

Wir sind im Jahr eins nach #MeToo – und die Welt ist nicht mehr dieselbe. Vor allem die männliche gerät zunehmend in Erklärungsnot. Jetzt naht Rettung durch Professor Doktor Doktor Johannes Huber. Der «Zwang zu geschlechtsneutralen Formulierungen, zum Gendern, zum krampfhaften Gleichstellen von Mann und Frau», überhaupt der Versuch, «das männliche Prinzip auszulöschen», komme nicht von ungefähr: «Hinter dem Gender-Wahn steckt ein Konzept.» So formuliert jeder anständige Verschwörungstheoretiker, auch der Professor aus Österreich. Sogar einer mit einem ganz besonderen Twist in der Theorie: Huber ist Wanderprediger in der Causa hormonensis. Er beschuldigt deshalb nicht etwa Frauen, wenn er verkündet: «Sie schaffen Chaos. Überall, hocheffektiv und nachhaltig.» Die «Weltseuche», vor der er warnt, trägt den Namen Östrogen.

Genau genommen meint Huber endokrine Disruptoren, also hormonaktive Stoffe aus der Umwelt, die wie Östrogen wirken. Sie finden sich nicht nur in der Pille, sondern auch in Waschmitteln, Kosmetika, Pestiziden und als Weichmacher in Plastik. Die Tatsache, dass wir sie mit der Nahrung oder über die Haut aufnehmen, hat längst die Forschung auf den Plan gerufen. Und Leute wie Huber, der im deutschen Sprachraum Vorträge zur «Metaendokrinologie» – ein von ihm kreierter Begriff – hält. «Wir sind überflutet und längst untergegangen», bilanziert er in seinem eben erschienenen Buch. Ersoffen in einem «künstlichen Ozean von Östrogenen». Nicht nur Karpfenmännchen würden deshalb «reihenweise zu Transsexuellen mutieren» – auch «Menschen, die sich weder dem einen noch dem andern biologischen Geschlecht zugehörig fühlen, (…) werden immer mehr». Diese «Kontaminierung» führt gemäss Huber letztlich zur «Unterdrückung» durch den «Gender-Hype» und die #MeToo-Debatte. Seine These: Östrogenrezeptoren im Gehirn wurden «so stark durch Umweltöstrogene aktiviert, dass eine andere Bewusstseinslage dabei entstand».

Endlich haben wir Klarheit (auch wenn wir offenbar total geflusht und deshalb geflasht sind)! Johannes Huber war bereits 2017 für das «Goldene Brett vor dem Kopf» nominiert, einen Satirepreis für den haarsträubendsten pseudowissenschaftlichen Unfug des Jahres. Sein neues Buch macht ihn auch 2018 zum Topanwärter.

Die Preisverleihung findet am 28. November statt, die Nomination läuft noch unter 2018.goldenesbrett.guru. Die Konkurrenz allerdings ist stark: Bereits mehrfach nominiert für 2018 ist Daniele Ganser.