Neues aus der Wissenschaft: Was für ein romantisches Duett

Nr. 25 –

«Im Reich der wilden Tiere» hat sich wissenschaftlich einiges getan, seit Marlin Perkins die Fernsehdokuserie 1963 ins Leben rief. Statt mit Kamera und Mikrofon rücken die Teams heute mit Laptop, Antennen und Sendern in die Kalahari-Savanne aus. Zuvor basteln sie in deutschen Labors Gadgets, die eines James Bond würdig sind: Antennen, die bis zu acht Signale gleichzeitig empfangen können, Mikrofonsender, die nur ein halbes Gramm wiegen, winzige Implantate für neuronale Messungen. Wie winzig, lässt sich erahnen, wenn man weiss, dass sie in einem Spatzenhirn zum Einsatz kommen – dem Hirn des Mahaliwebers, um genau zu sein. Und dieses Hirn hat so einiges zu bieten, ja, in gewisser Hinsicht übertrifft es das menschliche sogar. Doch dazu später.

Mahaliweber leben in kleinen Gruppen auf Bäumen zusammen und entwickeln eine komplexe Sozialstruktur, geprägt von einem dominanten Paar und bis zu acht weiteren Vögeln, die dabei helfen, Nester zu bauen und die Jungtiere aufzuziehen. Gegen rivalisierende Gruppen schützen sie sich mit Duettgesängen des Paares, assistiert vom Chor der Gruppe. VerhaltensneurobiologInnen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie haben in freier Wildbahn über 600 solcher Duettgesänge aufgezeichnet, um herauszufinden, was kognitiv abläuft, wenn erst der eine Vogel zu zwitschern beginnt und der andere kurz darauf einsetzt, bevor beide präzis aufeinander abgestimmt im Duett trällern. Das Resultat ist geradezu romantisch: Offenbar synchronisieren sich die Nervenzellen des Paares so perfekt, dass sie wie eine Einheit funktionieren. In nüchterner Wissenschaftssprache ausgedrückt: «Die beiden Gehirne der Partner bilden zusammen ein Netzwerk, das wie ein erweiterter Schaltkreis funktioniert, um das zeitliche Muster für das Duett zu organisieren.»

Ähnliche Mechanismen vermuten die ForscherInnen auch im Falle der «Bewegungskoordination während sozialer Interaktion beim Menschen». Und wie gut tanzen Sie Walzer?

Wobei die Mahaliweber nicht mit Ballerinas unterwegs sind, sondern mit verbalen Kampfstiefeln – oh, abgründige Romantik!