Pflanzenschutz: Zögerlich gegen Pestizide

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Chlorothalonil ist ein Mittel gegen Pilzkrankheiten im Getreide und im Gemüse – und eventuell krebserregend. In der EU ist es nicht mehr zugelassen, in der Schweiz schon. Im Sommer wurde bekannt, dass die Grenzwerte an Wasserfassungen im Kanton Bern, vor allem im Seeland, zum Teil massiv überschritten werden. Letzte Woche wandte sich der Berner Regierungsrat nun an den Bundesrat: Er fordert ein sofortiges Verbot von Chlorothalonil. Mit Recht: Es ist die Aufgabe des Staates, seine BewohnerInnen vor Vergiftungen zu schützen.

Die Pestiziddiskussion fokussiert hierzulande ganz auf die LandwirtInnen. Oft geht vergessen, dass diese die Pestizide nicht selbst herstellen, sondern dahinter eine geschäftstüchtige Chemieindustrie steht – auch Schweizer Firmen. Vergessen geht auch, dass die Grossverteiler bei Obst und Gemüse optische Standards verlangen, die ohne Pestizide und Unmengen von Ausschuss gar nicht zu erreichen sind. Und kaum im Fokus steht, dass der Bund jahrzehntelang an den landwirtschaftlichen Schulen die Lernenden auf Pestizidgebrauch indoktrinierte. Noch heute kommt Agrarökologie in der Ausbildung viel zu kurz.

2017 hat der Bundesrat einen schwachen, zögerlichen «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» verabschiedet. Angesichts immer neuer, bedenklicher Forschungsergebnisse (siehe WOZ Nr. 48/2019 ) ist ein viel ambitionierterer Plan nötig – nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für Lebensmittelverarbeitung, Handel und Konsum. Zudem braucht es mehr Forschung und strengere Zulassungsverfahren: Mischungen aus mehreren Wirkstoffen können viel toxischer sein als einzelne Stoffe. Hier sind die Wissenslücken riesig. Bewusster Konsum kann Politik nie ersetzen, dennoch haben die KonsumentInnen einen wichtigen Hebel in der Hand: Wer regionale Biolebensmittel kauft, schützt aktiv das Trinkwasser.