Kino: Lockdown auf Raten

Nr. 47 –

Der schleichende Kultur-Lockdown schreitet auch bei den Kinos voran. Die Multiplexe des Marktführers Pathé sind bis auf Weiteres nur noch am Wochenende geöffnet, ab dem 26. November machen nun auch die traditionsreichen Zürcher Arthouse-Kinos für mehr als zwei Monate dicht. Schon am 23. Oktober hatten die Verbände der Schweizer Kinos und Verleiher das neuerliche Verbot für Veranstaltungen mit über fünfzig Personen kritisiert: Ein wirtschaftlicher Betrieb sei unter diesen Umständen nicht mehr möglich.

Wer allerdings in diesem Herbst öfter im Kino war, sass leider schon vor der Verschärfung der Massnahmen immer mal wieder in einem halb leeren Saal – trotz überzeugenden Schutzkonzepten und Contact Tracing. Gegen diese subjektive Wahrnehmung verweist Stephanie Candinas, Geschäftsleiterin der Arthouse-Kinos, auf das Lunchkino und die kuratierten Spezialprogramme mit Gästen: «Da hatten wir auch im Herbst manchmal bis zu 180 Zuschauer im ‹Le Paris› mit seinen 400 Plätzen.»

Was erschwerend hinzukommt: Immer mehr Verleiher, und zwar grosse wie kleinere, verschieben wegen der Pandemie ihre prestigeträchtigsten Titel – sei das nun James Bond oder der neue Film von Bettina Oberli. Und dann ist da noch der Grosskonzern Disney, der im Moment offenbar gar nicht mehr ans Kino glaubt und die Pandemie nutzt, um sein Angebot im Netz zu pushen: Nach «Mulan» wurde auch der Start des neuen Pixar-Films «Soul» auf den hauseigenen Streamingdienst Disney+ verlegt. Die Kinos haben also wochenlang für Filme geworben, die sie dann gar nicht zeigen dürfen. Danke für nichts, Disney.

Dass aber wegen der Pandemie nicht genug neue Filme erhältlich seien, um ein attraktives Programm zu machen, wie es nun etwa seitens der Arthouse-Kinos heisst: Das ist auch nicht die ganze Wahrheit, wie das Beispiel von Miranda Julys neuem Film «Kajillionaire» zeigt. Universal Pictures als Rechteinhaber hatte für den Film keinen Kinostart in der Schweiz vorgesehen – auf Drängen einzelner Kinos, denen momentan reihenweise die Filme wegbrechen, läuft er jetzt zumindest in Basel, Luzern und Zürich. Nur weiss das kaum jemand, weil man es bei Universal offenbar nicht für wichtig erachtete, die Medien darüber zu informieren. «Wir unterstützen die Kinostarts all unserer Filme», heisst es bei Universal auf Anfrage. Also gabs für «Kajillionaire» auch keine Unterstützung, weil das eben kein regulärer Kinostart war?