Kinos: Kein Quantum Trost
«James Bond hat keine Lizenz, die Filmindustrie zu töten», kommentierte sichtlich erzürnt Peter Bradshaw, Filmkritiker beim «Guardian». Noch drastischer drückte es sein Kollege Robbie Collins aus: Gnadenschuss für 007, und wer hat abgedrückt? Bond selber hat sich die Kugel in den Kopf gejagt.
Zuvor hatte die Produktionsfirma Eon den für November geplanten Kinostart des neusten Bond-Films «No Time to Die» wegen der Pandemie ein drittes Mal verschoben, auf April 2021. Namentlich die grossen Multiplexkinos hatten gehofft, dass Bond ihr desaströses Geschäftsjahr abfedern könnte. Die erneute Verschiebung von «No Time to Die» sorgte nun postwendend zu ersten Schockwellen in der Kinobranche: Der britische Konzern Cineworld, der zweitgrösste Kinobetreiber weltweit, schliesst bis auf Weiteres seine 127 Kinos in Grossbritannien und 536 Kinos in den USA. Laut «Guardian» sind davon bis zu 45 000 Angestellte betroffen – viele davon dürften per sofort ihr Einkommen verlieren, weil ein Grossteil über Null-Stunden-Verträge angestellt ist.
Mit «Dune» ist inzwischen bereits der nächste grosse Kinostart verlegt worden: Statt wie geplant im Dezember soll das Remake von Denis Villeneuve erst im Oktober 2021 in die Kinos kommen. Bonds Angst vor der Pandemie hat eine Kettenreaktion ausgelöst, deren Folgeschäden sich noch nicht abschätzen lassen. Bleibt die Frage: Wenn 007 sich endlich in die Kinos traut, wie viele Multiplexe wird es dann noch geben, die «No Time to Die» zeigen können?