Kino-Film «Ninjababy»: Bloss nicht Penisjesus

Nr. 4 –

Es kann passieren, dass man ungewollt schwanger wird; es kann passieren, dass man mit einem Vollidioten doch noch einmal schläft; und es kann auch passieren, dass man eine Runde reicher adoptionswilliger Yuppiepaare anschreit, sie seien alle pädophile Nazis. Rakel, 23 Jahre alt, exmatrikulierte Grafikstudentin, ist da irgendwie hineingeraten, Scheisse. Und jetzt hat sich auch noch eine ihrer Comiczeichnungen verselbstständigt: Das Ninjababy spricht zu ihr, will gehört und gesehen werden und verlangt – sollte es denn adoptiert werden – wenigstens Angelina Jolie als Mutter.

Regisseurin Yngvild Sve Flikke erzählt ihren zweiten Spielfilm «Ninjababy» komplett frei von Moral. Sie folgt den Entscheidungen und Entgleisungen ihrer Protagonistin (die grossartige Kristine Kujath Thorp) mit zugewandtem Blick, lässt sie machen, sich freuen, sich schämen. Da sind keine mahnenden Eltern, keine Lehrer:innen – und auch die Ärztin, die Rakel untersucht, sagt bloss freundlich und bestimmt: So ist es jetzt halt. Im sechsten Monat ist Rakel da schon, ohne es gemerkt zu haben, und also geht das jetzt nicht mehr mit der Abtreibung.

Der zärtliche Mos (Nader Khademi), der nach Butter riecht und den Rakel gerade zu mögen begonnen hat, kann nicht der Vater sein – zu wenig lang her ist es, seit sie miteinander geschlafen haben. Rakel bestimmt nach Ausschlussverfahren: Der Vater wäre dann wohl Pikkjesus (zu Deutsch: Penisjesus, gespielt von Arthur Berning), der sich als ziemlicher Vollidiot herausstellt – erfrischend, dass auch er trotz einigem Augenrollen nicht an den Pranger gestellt wird.

Flikke gelingt es, den klassischen Coming-of-Age-Topos der ungewollten Schwangerschaft in einer Seelenruhe aufzufalten, dass er als das erscheint, was er ist: eigentlich ganz normal. Eben auch dann, wenn Rakel bis zum Schluss alles Mögliche sein will, nur nicht Mutter.

Ab 3. Februar 2022 im Kino. Vorpremieren mit Regisseurin und Hauptdarstellerin am 30. Januar 2022 um 21 Uhr im Zürcher «Riffraff» und am 31. Januar 2022 um 20.30 Uhr im «Rex» in Bern.

Ninjababy. Regie: Yngvild Sve Flikke. Norwegen 2021