Pop : Lieben wie ein Staubsauger

Nr.  10 –

Geht es hier nun darum, sich beim Brettspiel vom öden Büroalltag abzulenken, oder will dieser Song eher zu einer Revolte gegen den Chef anheizen? Die paradoxe Schwebe macht in diesem Fall das Berndeutsche möglich. «Scheffe versänke» heisst dieser doppelbödige Popsong von King Pepe, und auf dessen Tonspur wird es nur umso diffuser: Im Hintergrund franst der Beat in die Geräuschkulisse eines Grossraumbüros aus, im Refrain schmelzen King Pepe die Töne unter den Worten davon, und dann spukt auch noch ständig ein digital begradigter Chor dazwischen.

Solche Soundflausen machen neben dem charmanten Sarkasmus der Songtexte den Hintersinn der Musik von King Pepe aus. Das neue Album, «To Hell with Ewigkeit», das er mit der Band The Queens aufgenommen hat, klingt zwar wieder analoger als der Vorgänger, «Karma OK» (2019), der alleine am Rechner entstand, und die Songs halten sich alles in allem solider in der Spur. Aber in den Details lauern zuverlässige Zerstreuungen; je genauer man zuhört, desto unklarer werden die Verhältnisse.

Das gilt auch für die Poesie von King Pepe, der es meist in der Schwebe lässt, wie ernst man ihn gerade nehmen soll. Im Titelstück etwa, das davon handelt, wie langweilig und alkoholfrei der Himmel doch ist – geht da wirklich gerade ein altes Rock-’n’-Roll-Klischee mit ihm durch? Ein Schelm, wer bei «Fingiguet» daran denkt, King Pepe könnte bei Deichkinds «Richtig gutes Zeug» abgekupfert haben (aber welcher Dieb würde dann auch noch ein ähnliches Coverdesign wählen?).

King Pepe kann auch romantisch sein, aber das klingt dann zum Beispiel so wie in «Stoubsuger», wo einer davon träumt, die Haushaltsmaschine oder das Sackmesser der Geliebten zu sein. In «Hei Mond» singt King Pepe dem dauermelancholischen Erdtrabanten mit Hang zum Alkoholismus gut zu, er solle es doch nicht so schwer nehmen. Auch irgendwie ein Liebeslied. 

King Pepe & The Queens: To Hell with Ewigkeit. Der gesunde Menschenversand / Irascible. 2022