Krieg in Äthiopien: Das nächste Versprechen

Nr. 13 –

Am Donnerstag kündigte die äthiopische Regierung einen sofortigen humanitären Waffenstillstand im Norden des Landes an – und die verfeindete TPLF, die Regierungspartei der Region Tigray, signalisierte vage die Bereitschaft, ihren Teil dazu beizutragen. Nach siebzehn kriegerischen Monaten gibt dies Anlass zu verhaltener Hoffnung.

Zwar wurden in Tigray 2022 schon Dutzende Zivilist:innen bei Drohnenangriffen der äthiopischen Armee getötet. Insgesamt nahmen die Kampfhandlungen aber ab, seit die Rebellen im Dezember einen teilweisen Rückzug nach Tigray angekündigt hatten und die Regierungstruppen darauf verzichteten, sie bis dorthin zu verfolgen. Im Januar liess die Zentralregierung zudem einige politische Gefangene frei, Mitte Februar hob sie den Ausnahmezustand auf.

Es ist die nächste unvorhergesehene Entwicklung in einem Krieg, der schon viele abrupte Wendungen genommen hat. Einzige Konstante ist das unvorstellbare Leid der Menschen in den betroffenen Regionen: Seit Kriegsbeginn wurden sie gezielt von überlebensnotwendigen Hilfsgüterlieferungen abgeschnitten. Fehlende medizinische Versorgung und eine Hungersnot waren die Folge. Es wird von Zehntausenden militärischen und zivilen Opfern und von Kriegsverbrechen durch diverse Akteure berichtet.

Und die Situation bleibt fragil. Auch zuletzt hielten die Gefechte in mehreren Regionen an: Längst sind zahlreiche Milizen involviert, die in einem komplexen Machtgefüge eigene Ziele verfolgen. Schwer kalkulierbar sind auch die Pläne der eritreischen Armee, die aufseiten der Regierung kämpft und noch immer Teile von Tigray kontrolliert. In diesem von brachialer Vernichtungsrhetorik geprägten Konflikt wäre es weder die erste gebrochene Waffenruhe noch das erste gebrochene Regierungsversprechen, was die Linderung der humanitären Katastrophe betrifft.

Und dennoch: Die Tür für Dialog und Deeskalation scheint derzeit einen Spaltbreit geöffnet. Der Erfolg wird sich an jedem einzelnen Hilfsgütertransport messen lassen, der die Menschen in den kriegsversehrten Gebieten erreicht.