Die Linke und #MeToo: Junge verlassen die Mutterpartei

Nr. 28 –

Als Lea Sankowske am Bundesparteitag von Die Linke Ende Juni ans Mikrofon trat, um ihren Unmut über den Umgang der Partei mit sexueller Gewalt kundzutun, wurde sie ausgebuht. Aus dem Publikum habe ihr jemand «Verpiss dich!» zugerufen, berichtete Sankowske später auf Twitter. Daraufhin verliess die ehemalige Vorsitzende der niedersächsischen Linksjugend den Parteitag. Letzte Woche ist sie nun auch aus der Partei ausgetreten.

In den letzten Tagen haben gleich mehrere bekannte Figuren der Linksjugend ihren Austritt bekannt gegeben. Die Vorgänge am Parteitag hätten gezeigt, «dass Opfer von sexualisierter Gewalt keine Hoffnungen in die parteiinternen politischen Strukturen haben können», schreibt das prominente Mitglied Jakob Hammes in einem Statement.

Konkreter Anlass für Lea Sankowskes emotionale Rede war die Wiederwahl von Janine Wissler als Bundesparteivorsitzende. Wissler wird vorgeworfen, von sexuellen Übergriffen ihres damaligen Partners gegen ein minderjähriges Parteimitglied gewusst, aber nichts dagegen unternommen zu haben. Sie bestreitet diesen Vorwurf vehement.

Seit der «Spiegel» im April schwere Vorwürfe gegen Vertreter:innen der hessischen Linken bekannt gemacht hatte, kommt die Partei bundesweit nicht zur Ruhe. Unter dem Hashtag #LinkeMeToo werden immer mehr Berichte von sexuellen Übergriffen publik. Und statt dass sich Die Linke nach ihrer herben Niederlage bei der letzten Bundestagswahl 2021 auf ihre politische Zukunft konzentrieren könnte, zeigt sie sich angesichts der offensichtlichen Missstände in den eigenen Reihen hoffnungslos überfordert.

Dass Wissler trotzdem als Parteichefin wiedergewählt wurde, bestätigt aus Sicht Sankowskes und mehrerer ihrer Genoss:innen den Vorwurf, die Partei würde Täter schützen und Betroffenen nicht zuhören. Die Tatsache, dass sie während ihrer Rede ausgebuht wurde, gibt ihr recht.