Ziviler Widerstand: Klimawissenschaftlerin blockiert Strasse
Die Verhaftung der Aktivistin und Professorin Julia Steinberger nach einer Protestaktion hat international hohe Wellen geworfen.
«Ziviler Widerstand ist sehr wichtig. Denn die Regierung handelt nicht, und wir haben nur noch wenig Zeit.» Das sagte Julia Steinberger, als zwei Polizisten sie am Dienstagmorgen von der Ein- und Ausfahrt zur Autobahn A6 beim Berner Wankdorf wegtrugen. Die 48-jährige Lausanner Professorin für Umweltökonomie hatte mit sechs weiteren Aktivist:innen von Renovate Switzerland die Strasse blockiert, um auf die akute Klimakrise aufmerksam zu machen und vom Bundesrat eine «umfassende und sofortige Energiewende» zu fordern. Dabei hatte Steinberger auch ihre Hand an den Asphalt geklebt.
Steinberger ist Mitverfasserin des jüngsten, sechsten Berichts des Weltklimarats. In ihrer Forschung hat sie sich unter anderem mit dem Zusammenhang von Ressourcenverbrauch und Lebensqualität befasst. «Wir haben in jedem Bereich der Gesellschaft Modelle, die zeigen, dass man Lebensstandard und Null-Emissionen miteinander vereinbaren kann», schreibt sie in einem Pressetext von Renovate Switzerland. Diese Modelle seien jedoch nutzlos, wenn sie von den Regierungen nicht umgesetzt würden.
Renovate Switzerland hat vergangene Woche eine neue Kampagne des gewaltfreien zivilen Ungehorsams begonnen und blockiert seither immer wieder wichtige Strassenabschnitte in der Schweiz. Konkret fordert die Aktionsgruppe, dass der Bundesrat sofort vier Milliarden Franken bereitstellt. Mit dem Geld sollen 100 000 Personen umgeschult werden, damit die ökologische Sanierung des Schweizer Gebäudebestands zügig umgesetzt werden kann. Denn beim derzeitigen Tempo würde es hundert Jahre dauern, bis alle Gebäude saniert sind.
Die Verhaftung Steinbergers hat auch im Ausland hohe Wellen geworfen: Der kleine Film von ihrer Festnahme wurde auf Twitter innerhalb eines Tages eine halbe Million Mal angesehen.