Benin-Initiative: Für einmal Einigkeit zu Raubgut
Es war viel von Dialog die Rede, von Kooperation, von einem «Meilenstein». In einer informativen Zeremonie wurde am 2. Februar im Zürcher Museum Rietberg der Bericht der Benin-Initiative Schweiz vorgestellt und an die nigerianische Delegation überreicht. Eine gemeinsame Erklärung hält fest, dass die Besitzrechte an Objekten, die 1897 zweifelsfrei oder wahrscheinlich von britischen Truppen aus dem Königreich Benin (im heutigen Nigeria) geraubt worden seien, an die ursprünglichen Eigentümer zurückgehen sollen.
Die Schweizer Seite der Vereinbarung, bestehend aus Repräsentant:innen von acht öffentlichen Museen, hat 96 Objekte aus Benin in ihren Beständen ausfindig gemacht, wovon nun 53 als Raubgut eingestuft sind, darunter Skulpturen, rituelle Gegenstände, ein Teil eines Richterstuhls. Die nigerianischen Delegierten hoben positiv hervor, dass die Schweizer Museen den ersten Schritt von sich aus gemacht hätten, ohne Rückgabeforderung aus Afrika.
Trotz freundschaftlicher Atmosphäre zeigte sich in Wortmeldungen weiterhin eine unterschiedliche Wahrnehmung der Objekte: Für die Schweizer Museen sind es abstrakte Artefakte, Kunstwerke, die ästhetische Bedürfnisse befriedigen. Für die Nigerianer:innen handelt es sich um Kultobjekte, um gespeicherte Geschichte, um geraubtes Kulturerbe. Einige Vertreterinnen der nigerianischen Delegation kamen in den Schweizer Museen zum ersten Mal in physischen Kontakt mit diesen Objekten: Ein emotionales Erlebnis, wie sie betonten.
Gut möglich also, dass sich hinter der Einigkeit wieder Risse auftun werden. So dürfte etwa die zukünftige Präsentation der Objekte in Museen zu reden geben. Und wie Abba Tijani, Generaldirektor der Museums- und Denkmalbehörde von Nigeria, gegenüber Swissinfo erklärte, sind die «Benin-Bronzen» durch die gut dokumentierte und anerkannte Plünderung von 1897 auch ein vergleichsweise einfacher Restitutionsfall. In hiesigen Archiven und Museen liegen zweifellos noch viel mehr Objekte, die unrechtmässig nach Europa gebracht wurden und deren Geschichte noch nicht aufgearbeitet ist. Zudem ist der Informationsstand zu Herkunft und Funktionen vieler Exponate dürftig.
Treffend war auch der Einwurf von Carine Ayélé Durand, der neuen Direktorin des Musée d’ethnographie in Genf: Museen erschienen ihr oft wie «tote Räume» – das müsse doch lebendiger zu gestalten sein?
Der Bericht kann über www.rietberg.ch vollständig eingesehen werden.