Teuerung in der Schweiz: Jordans Profitproblem

Nr. 11 –

Seit die Inflation zunimmt, wird auch in der Schweiz vor steigenden Löhnen gewarnt, die wiederum die Preise weiter nach oben treiben könnten. Auch Nationalbankchef Thomas Jordan sagte letzten Herbst, die SNB werde eingreifen müssen, falls die Löhne zu stark anzögen.

Neuste Zahlen zum letztjährigen Schweizer Bruttoinlandprodukt erzählen jedoch eine andere Geschichte. Anhand der Statistik lässt sich berechnen, wer von den höheren Preisen hiesiger Firmen profitiert hat. Konkreter: welcher Teil davon als Lohnerhöhung an die Arbeitskräfte ging – und welchen Teil die Firmen als Profit eingesteckt haben. Das Ergebnis: Von den 3,3 Prozent Inflation gingen nur 1,2 Prozentpunkte an die Arbeitskräfte und 2 Prozentpunkte an die Firmen (0,1 Prozentpunkte landeten als Steuer beim Staat).

Kurz: Fast zwei Drittel der Preiserhöhungen waren von höheren Gewinnen getrieben. Erst vor wenigen Tagen hat US-Notenbanker Jerome Powell eingeräumt, dass auch in den USA die Profite einen guten Teil der Inflation erklärten. Bereichert haben sich vor allem die Rohstoff- und Energiekonzerne.

Dass SNB-Chef Jordan vor zu hohen Löhnen warnt, jedoch bisher kein Wort zu den Profiten verloren hat, irritiert. Damit konfrontiert, weist die SNB auf Jordans Warnungen vor «Zweitrundeneffekten» hin, worunter auch Profiterhöhungen fielen. Die jüngste Statistik stellt kurz vor dem Zinsentscheid am Dienstag Jordans bisherige Politik infrage. Wie die SNB schreibt, hat sie mit ihren letzten Zinserhöhungen die Preise der Importe gedrückt – höhere Zinsen stärken den Franken, was Importe verbilligt. Doch gegen die inländische Profitinflation nützen Jordans Zinsen wenig. Diese müsste die Politik etwa mit einem schärferen Kartellrecht oder einer Kriegsgewinnsteuer angehen.

Die weiteren Zinserhöhungen, die von den Zentralbanken bis vor kurzem geplant waren, stehen ohnehin auf der Kippe: Eben ist in den USA aufgrund der letzten Zinsschritte mit der Silicon Valley Bank ein erstes Finanzinstitut kollabiert. Weitere Zinserhöhungen könnten eine globale Finanzkrise auslösen. Fallen Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation weg, wird die Politik auch in der Schweiz die Firmenprofite ins Visier nehmen müssen.