Die Finma und die CS: Die Feuerwehr blieb stumm
«Lessons Learned aus der CS-Krise» heisst das Papier der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), das diese am Dienstag veröffentlicht hat. Wieso der Titel halb englisch, halb deutsch daherkommt? Vielleicht soll die Managementsprache Professionalität vermitteln – und so darüber hinwegtäuschen, wie die Behörde während Jahren bei der Beaufsichtigung der Grossbank Credit Suisse versagt hat.
Die Finma versucht, sich in ihrer Publikation herauszureden. Dazu müssen Zahlen herhalten: Vierzehn Enforcement-Verfahren seien durchgeführt, neun Rügen erteilt, sechzehn Strafanzeigen erstattet worden. Die Finma hat gehandelt. Bravo. Es hat aber nicht gereicht, wie wir wissen: Das CS-Management hat nicht nur die Traditionsbank in den Abgrund gerissen, sondern den Staat faktisch dazu genötigt, Notrecht anzuwenden und total 259 Milliarden Franken an Krediten und Garantien bereitzustellen, um unabsehbare Folgen auf den internationalen Finanzmärkten zu verhindern.
Die Finma gibt in ihrem Papier offen zu, dass sie schon sehr lange von ganz grundsätzlichen Versäumnissen bei der Bank wusste: dem Versagen, die Grösse der risikobehafteten Investmentbank zu reduzieren; von der «defizitären Führungskultur»; der Unfähigkeit des Managements, die von der Finma «adressierten Mängel» in der Bankorganisation und der Risikokultur nachhaltig zu verbessern. Doch, so schreibt die Finma, sei es «nicht vorgesehen», als Finanzmarktaufsicht in die Geschäftsstrategie einer Bank einzugreifen, und es sei «nicht Aufgabe» der Finma, den Auswahlprozess des Managements «aktiv mitzugestalten».
Offenbar hat sich die Finma wie eine Feuerwehrkompanie verhalten, die Brände mit löchrigen Wasserschläuchen zu löschen versucht. Aber sollten Feuerwehrleute nicht eigentlich laut herumschreien und bessere Schläuche fordern, wenn das Feuer nicht einzudämmen ist? Hätte die Finma nicht einfach mal öffentlich sagen sollen: Hey, so geht das mit der CS nicht weiter? Offenbar hielt sie sich lieber an das vorgegebene Prozedere – und schwieg. Dafür kann man jetzt behaupten: «Lessons Learned.»