UBS: Der Hunger nach dem Fressen
Sergio Ermotti löste mit seiner Show am Dienstag wohl bei einigen ein Déjà-vu aus. Der CEO der UBS verkündete die Jahreszahlen der Grossbank, war voll des Eigenlobs und sparte nicht mit der Beschwörung grandioser Zukunftsaussichten: mehr Umsatz, mehr Gewinn und eine höhere Kapitalrendite. Diese Prophezeiung hatten vor ihm schon viele gemacht. Ein Grössenwahn, der die Bank in der Finanzkrise von 2008 kläglich scheitern liess und Bund und Nationalbank Hilfsgelder im Umfang von sechzig Milliarden Franken abverlangte.
Am 19. März 2023 hatte die UBS dank gütiger Hilfe von Bundesrätin Karin Keller-Sutter und abgesichert durch 209 Milliarden Staatsgelder die schlingernde Credit Suisse geschluckt. Diese Übernahme zum Schnäppchenpreis hat der Bank nun einen Reingewinn von fast dreissig Milliarden für 2023 beschert. Sie muss jedoch noch mit hohen Kosten für die CS-Abwicklung und den übernommenen Prozessrisiken der Skandalbank rechnen.
Wäre es nicht angezeigt, jetzt möglichst viel Kapital als Sicherheit zurückzulegen? Auch weil die Bank nun ja noch grösser geworden ist? Nein. Zuerst werden die Aktionär:innen an der CS-Beute beteiligt. Die Dividende pro Aktie soll für das vergangene Geschäftsjahr um satte 27 Prozent steigen. Ausserdem will die UBS dieses Jahr für eine Milliarde US-Dollar Aktien zurückkaufen – auch das ein Schritt, der nur den Aktionär:innen nützt.
Derweil verdaut das UBS-Monster die geschluckte Credit Suisse. So wird sie in den kommenden Jahren Zehntausende Angestellte auf die Strasse stellen, die überflüssig geworden sind. Die gesellschaftlichen Kosten dieses Kahlschlags darf dann getrost wieder der Staat tragen, wenn er am Ende bereitstehen muss, um ältere Buchhalter, Büroangestellte und Programmiererinnen zu unterstützen, die keine neue Stelle finden.
Umso wichtiger, dass das Parlament nun rasch handelt, die Kompetenzen der Finanzmarktaufsicht stärkt und der Gigabank vorschreibt, weit mehr Eigenkapital als bisher zu halten. Das Monster muss gebändigt werden.