Pop: Trost in der Luft

Live in: Baden, Royal, Sa, 21. Dezember 2024, 21.30 Uhr; St. Gallen, Palace, So, 22. Dezember 2024, 17 Uhr.
Ein Geräusch wie eine Sirene, ein leises Pochen der Bassdrum. Dann tastet sich die Bassgitarre mit langsamen, einzelnen Anschlägen in den Song hinein, Sängerin Catia Lanfranchi kommt mit leicht gehauchtem Stimmtimbre dazu. Kurz darauf singt sie die melancholischen Verse: «Io non sto più cercando» (Ich bin nicht mehr auf der Suche). Mit diesem elegischen Song, «Lei Sentiva», eröffnet das Zürcher Quartett Kush K seine neue EP «Drum Therapy». Tatsächlich kann man diese sieben Songs als therapeutisch in jeder Hinsicht bezeichnen: Sie handeln von einer beängstigenden Gegenwart, von Trauer und Schwermut – aber eben auch vom Suchen und Wiederfinden der Lebensfreude.
Diese Suche findet sich in der Musik wieder, die Songs klingen minimalistisch, manchmal skizzenhaft. Jedem Instrument wird der Raum gegeben, den es braucht, die Stücke entwickeln sich fortdauernd, als seien sie durch viele lange Improvisationen entstanden. «Humble in Your Highspeed» beginnt zum Beispiel mit sanften Gitarren-Arpeggios, mäandert lange vor sich hin, ehe es zum Ende hin ordentlich scheppert. Im Jazz-Instrumental «Being Soft Is Your Biggest Asset» dominieren dagegen Pianotöne und klackernde, nervöse Drums. Daneben steht der eingängige Elektropop von «Easy» und «Never Really Here».
Das Debütalbum «Lotophagi» (2020) wurde seinerzeit vom Branchenverband Indiesuisse zum Album des Jahres gekürt, schon im Jahr darauf folgte mit «Your Humming» ein zweites, nicht minder gelungenes Album. «Drum Therapy» gehört nun zum Besten, was es im Bereich Avantpop in diesem Jahr zu hören gab, und gemahnt an so unterschiedliche Künstlerinnen wie Beth Gibbons, Sophie Hunger und Agnes Obel. So dunkel und moll diese Songs auch oft klingen, findet sich doch immer auch etwas Tröstliches in ihnen. Wie singt Lanfranchi im vorletzten Stück «Sonic Air»: «Rewriting an ending / Echoes in my room / Resounding sound / Good ending / Sonic hour». Musik als Krisenbegleiterin, Blockadelöserin, Heilerin: Wer «Drum Therapy» gehört hat, zweifelt keinen Moment daran.