Film: Kies auf das Trauma

Nr. 18 –

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Still aus dem Film «Bagger Drama»: Baggerarme
«Bagger Drama». Regie und Drehbuch: Piet Baumgartner. Schweiz 2025. Ab 1. Mai im Kino.

Bagger: Wohl kaum jemand hat sich als Kind nicht von den mächtigen, grellfarbigen Maschinen begeistern lassen, die da mit der Landschaft wie mit einem riesigen Sandkasten umgehen. Was, wenn sich auch innere Gefilde mit der gleichen Effizienz bearbeiten, Trauma und Trauer einfach mit einer Tonne Kies überschütten liessen? Autor und Regisseur Piet Baumgartner hat sich seine kindliche Faszination jedenfalls bewahrt, abzüglich etwaiger Illusionen. Nach seiner dokumentarischen Langzeitstudie über HSG-Abgänger:innen («The Driven Ones», siehe WOZ Nr. 44/23) fühlte er sich für seinen ersten Spielfilm offenbar zu einem währschafteren Milieu hingezogen. Und lässt jetzt im autobiografisch gefärbten, schön schnörkellos betitelten «Bagger Drama» seine grossen Spielzeuge gleich zu Beginn zu einer seltsam berührenden Tanzchoreografie auffahren.

Drama: Dafür sind selbst in einer Zeit, in der viele das Verfassen von Kondolenzschreiben an Chat GPT ausgelagert haben, weiterhin die Menschen zuständig. Vater Paul (Phil Hayes), Mutter Conny (Bettina Stucky) und Sohn Daniel (Vincent Furrer), die alle in der familieneigenen Baggerfirma arbeiten, haben den tragischen Unfalltod der Tochter vor einigen Jahren mehr schlecht als recht verarbeitet. Das liegt weniger daran, dass nicht über Gefühle gesprochen würde – Daniels Coming-out zum Beispiel wird, bei aller Mahnung zur Zurückhaltung in der konservativen Gegend, grundsätzlich akzeptiert. Aber komplexe emotionale Zustände, so scheint es, lassen sich weder mit den teuren grossen noch mit allgegenwärtigen kleinen Geräten justieren. Immer wieder setzt Baumgartner sein durchweg tolles Ensemble in überraschenden Einstellungen zusammen mit den Maschinen ins Bild, die hier die Wirklichkeit bestimmen. Bei aller familiendramatischen und baumaschinellen Schwere sowie einer streng in drei Perspektiven unterteilten Erzählstruktur ist es umso bemerkenswerter, dass der Film die charmante Lockerheit des anfänglichen Baggertanzes bis zum Ende beizubehalten vermag.