Pensionskassen: Hundert Milliarden Verlust

Nr. 3 –

Die Mängel des Schweizer Pensionskasssensystems zeigen sich immer deutlicher. Die durchschnittliche Rentenleistung ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. Die Kassen haben den Umwandlungssatz im überobligatorischen Teil schrittweise reduziert. Nun will ihn das Parlament auch noch im obligatorischen Teil herabsetzen.

Gestritten wird derzeit darüber, ob und wie die Senkung speziell für die tiefen Einkommen abgefedert werden kann. Die Bürgerlichen sind gespalten, die Linke droht bei zu geringen Zugeständnissen mit einem Referendum, was ihr im Wahljahr nicht ungelegen käme.

Als Begründung zur Senkung des Umwandlungssatzes wird immer dasselbe Argument vorgebracht: Die Lebenserwartung ist gestiegen, folglich muss die Auszahlung des angesparten Kapitals auf mehr Jahre aufgeteilt werden. Dass die Bevölkerung durchschnittlich älter wird, stimmt. Doch das ist längst nicht der einzige Grund für das Schlamassel der Pensionskassen. Denn vom jährlich einbezahlten Geldhaufen zwackt ein Heer von Vermögensverwalter:innen immer etwas ab, das System der Pensionskassen ist für sie ein riesiges Geschäft. Als Gegenleistung versprechen sie, dass das angesparte Kapital sicher angelegt sei und eine möglichst hohe Rendite erziele.

Dass dies nicht immer funktioniert, zeigt eine neue Erhebung der UBS: Die von ihr untersuchten Pensionskassen haben 2022 im Durchschnitt einen Verlust von fast zehn Prozent des angesparten Kapitals eingefahren – hochgerechnet auf alle Einrichtungen ein Minus von fast hundert Milliarden Franken.

Der Crash zeigt, wie brüchig diese Säule ist. Sie fusst auf Spekulationsblasen, die jederzeit platzen können. Was kommt dieses Jahr? Angesichts der vielen globalen Krisen kann das niemand vorhersehen. Alles ist möglich, auch ein weiterer schwerer Absturz. Es ist deshalb begrüssenswert, dass die Linke die viel sicherere AHV ausbauen will. Schön wäre es allerdings, wenn sie nicht nur die Schwäche der zweiten Säule benennt, sondern auch Szenarien für den Ausstieg daraus entwickelt und zur Diskussion stellt. Gerade in einem Wahljahr.