Rechtsrutsch bei den Schweizer Medien? Glaubt man dem Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Uni Zürich, sind all die Beobachtungen der letzten Jahre lediglich eine grosse Täuschung. Die meisten Medien berichten laut Fög ziemlich «ausgewogen» – die Mehrheit, darunter etwa die «SonntagsZeitung», habe gar einen Drall nach links.
Doch die Studie hat ein Problem: Sie beruht auf einem völlig verzerrten Verständnis von Politik.
Ausgewogen berichtet ein Medium laut der Studie, wenn es «Mitte-Links»-Abstimmungsvorlagen gleich behandelt wie solche von «Mitte-Rechts». Man kann die beiden Kategorien aber nicht gleichsetzen: «Mitte-Links»-Vorlagen sind Kompromisse. Kompromisse zwischen Linken und Bürgerlichen, wie etwa die AHV-Steuervorlage (Staf), bei der die Linke weiteren Steuersenkung für Konzerne zustimmte, um etwas mehr Geld für die AHV zu erhalten; oder das Klimaschutzgesetz, bei dem die Linke unzählige Abstriche hinnahm und die Hauseigentümer:innen riesige Subventionen erhielten.
«Mitte-Rechts»-Vorlagen sind dagegen keine Kompromisse. Sie kommen dann zustande, wenn die bürgerliche Zweidrittelmehrheit im Bundeshaus durchmarschiert. Wie aktuell bei der Tonnage-Tax, bei der «Mitte», FDP und SVP den Rohstoffkonzernen ein exklusives Steuerprivileg zuschanzen wollen; oder bei den kantonalen Mindestlöhnen, die die drei Parteien aushebeln wollen.
Ein Medium, das die Kompromissvorlagen akzeptiert und jene mit rein bürgerlicher Zustimmung ablehnt, berichtet laut Fög unausgewogen. Die WOZ landet auf einer Skala von minus bis plus 100 demnach auf minus 79. Ein Medium, das neben Kompromissen wie der Steuersenkung Staf oder dem zutiefst bürgerlichen Klimaschutzgesetz auch sämtlichen steuerpolitischen Durchmärschen von rechts applaudiert, berichtet dagegen völlig ausgewogen. So kommt selbst die stramm bürgerliche NZZ auf einen Wert von lediglich plus 17. Das ist offensichtlicher Quatsch.
Was die Studie wirklich zeigt: Die Schweizer Medienlandschaft ist ähnlich bürgerlich eingestellt, wie es das Parlament ist.
Kommentare
Kommentar von felix.schweiter
Di., 26.09.2023 - 17:49
SRF bezeichnet die SVP als ‚bürgerliche Partei‘, SVP und SP als ‚Polparteien‘ und die Weltwoche „gilt als rechtspopulistisch“. In Wirklichkeit steht die SVP rechts der rechtsextremen AfD, während die SP eine echte Sozialdemokratie vertritt. Die Weltwoche mit ihren offen rassistischen Artikeln und der Lobhudelei gegenüber dem Kriegsverbrecher Putin fährt einen rechtsextremen bis faschistoiden Kurs. Der zwanghafte Versuch in der Schweiz, alles einzumitten, unterstützt tatsächlich die rechte Optik. Wer nicht aufsteht gegen Faschismus, stärkt ihn.