Die Loser-Boni sind da! (5 Mrd. CHF)

Die Credit-Suisse-Mitarbeiter:innen sollen für das Jahr 2023 einen Bonus bekommen. Das berichtet die Onlineplattform tippinpoint.ch. 2023 und die CS? Da war doch was! Aber so ein kleiner Bankenkollaps ist noch lange kein Grund, keinen Bonus zu bezahlen.

Wir präsentieren Ihnen an dieser Stelle zehn Personen und Organisationen, die in den letzten Monaten ähnlich top performt haben wie die CS und die ergo genauso Anrecht auf Zahlungen aus dem mit fünf Milliarden Franken prall gefüllten Bonustopf der UBS haben, den wir spontan appropriiert haben.

  • Philippe Müller

Der Berner FDP-Sicherheitsdirektor ist ein genauer Typ. Trotz eines Regierungsratslohns von knapp 280'000 Franken und einer zusätzlichen Spesenpauschale von 8000 Franken geht ihm keine Spese durch die Lappen. Der «Kassensturz» organisierte sich per Öffentlichkeitsgesetz die Spesenbelege der Berner Regierung und fand unter anderem einen Beleg für ein Butterbrezeli à 3.20 Franken oder einen Beleg über 1.15 Franken für ein Mehrkornbrötchen und eine Banane aus dem Coop. Diese Genauigkeit verdient einen Bonus – und Müller gibt sich ja auch schon mit wenig zufrieden. Wir sprechen deshalb 6.60 Franken. Dafür gibts bei der Migros sechs Schweizer Biobirnen. Ausbezahlt wird, sobald uns der Beleg erreicht.

  • Stimmenzähler:innen der SPÖ

Das Bundesamt für Statistik sorgte mit kleineren Zahlenproblem bei den eidgenössischen Wahlen für Aufsehen. Am Mittwoch nach der Wahl musste das Amt seine Zahlen berichtigen. Parlamentssitze waren von der Korrektur nicht betroffen. Von solch lapidaren Fehlern können die Stimmenzähler:innen der SPÖ nur träumen. Die hatten bei der Wahl zum neuen Parteivorsitz zuerst Hans Peter Doskozil als Sieger ausgerufen. Zwei Tage später fanden sie heraus, dass sie die Stimmen vertauscht hatten. Nicht der migrationskritische Doskozil, sondern der linke Andreas Babler gewann die Wahl. Ende gut, alles gut. Wir geben der SPÖ 32 Millionen für ihren Kampf für die 32-Stunden-Woche und hoffen, dass wir nicht auch etwas verwechseln und am Ende die FPÖ finanzieren.

  • Balthasar Glättli

Unter Parteipräsident Glättli lag der Wähler:innenanteil der Grünen im Herbst knapp dreieinhalb Prozentpunkte unter jenem von 2019. Dafür ist Glättli zwar nicht alleine verantwortlich, wir sprechen ihm trotzdem eine Million pro verlorenen Prozentpunkt persönlich zu (damit lassen sich mindestens dreieinhalb Apps programmieren). Es bleibt ein Restbudget von 4'996'499'993.40 Franken.

  • FC Schaffhausen

2023 war nicht das Jahr des FC Schaffhausen: Aktuell liegt der nördlichste Profiklub der Schweiz auf dem letzten Platz der zweitobersten Liga. Dazu kommen Sorgen um den Hauptsponsor Berformance. Wie die «Schaffhauser AZ» herausgefunden hat, ist die Berformance Group, die irgendwas mit einer Community, Bitcoins und Hochleistungscomputern macht, nicht ganz so sauber wie beim FC Schaffhausen gedacht – und hat mittlerweile Zahlungsprobleme. Als Namensgeber der Berformance Arena bleibt die topseriöse Firma dem unerfolgreichen Fussballverein zwar erhalten, als Hauptsponsor will der FCS Berformance aber nicht mehr haben. Die Vereinsfarben gefallen, also lassen wir etwas springen: Eine Milliarde für den FCS, dafür wollen wir aber Champions-League-Fussball in der WOZ-Arena sehen!

  • René Benko

Der Tiroler Immobilientycoon René Benko hat viel gehabt und viel verloren (siehe WOZ Nr. 49/23). Sein konsequentes Pleitegehen muss auch mal honoriert werden. Weil Benkos Geschäftsmodell auf Immobilien im Luxus- und Hochpreissegment beruht, überschreiben wir ihm den CS-Geschäftssitz am Zürcher Paradeplatz im Wert von über einer Milliarde Franken.

  • Freiheitstrychler

Ueli Maurer gerät ins Schleudern: Auf dem für ein verschwörungsaffines Publikum ausgerichteten Internetkanal «Hoch2.tv» sagte Maurer, die Pandemie sei bewusst geschürte «Hysterie» gewesen, eine «Massenhypnose» gar. Maurer stiess damit auch Parteimitglieder vor den Kopf. Wir überweisen einen Bonus von null Franken an die Freiheitstrychler für die dringende Betreuung des Altbundesrats, weil Betreuung Privatsache ist. Aber weil seine Rente von 220'000 Franken jährlich recht mager ausfällt, sprechen wir für Maurer 54.95 Franken. Dafür gibts die Sonnenbrille «Rave» aus dem Onlineshop der Freiheitstrychler.

  • Stadtpolizei Zürich

Was für ein Ärger für die Freunde und Helferinnen: Während die Nachwuchsprobleme nicht abbrechen, hat auch noch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Stadtpolizei Zürich für ihre Einkesselungspraxis verurteilt. Wir überweisen dem Team Blau 20'200 Franken für die Prozesskosten und 180'000 Franken Bonus für eine weitere sauglatte Rekrutierungskampagne («Gestern Verurteilter in Strassburg. Heute Polizist») und ein paar Kilogramm Gummischrot.

  • Karin Keller-Sutter

2023 fand die WOZ heraus, dass Karin Keller-Sutter mit einer aggressiven und mit falschen Informationen gespickten Kampagne in den Abstimmungskampf zur Konzernverantwortungsinitiative eingegriffen hatte (siehe WOZ Nr. 49/23). Höchste Zeit für einen Transparenzbonus für die Bundesrätin. Über den Betrag haben wir Stillschweigen vereinbart.

  • Casapound

Die faschistische Bewegung und ehemalige Partei hatte ein schweres Jahr; lange war nicht klar, ob der «Saluto romano», das italienische Pendant zum Hitlergruss, verboten ist oder nicht. Noch im Januar dieses Jahres wagten sich tausend Faschist:innen in Rom auf die Strasse und hoben trotz rechtlicher Unsicherheit den Arm. Erst vor ein paar Tagen urteilte das oberste italienische Gericht, man dürfe den Gruss machen, wenn man damit «nur» toter Faschisten gedenke und die Gefahr, dass eine faschistische Partei an die Macht kommen könnte, nicht besteht. Glück gehabt! Wir sprechen einen Bonus von 40 Euro für einen Blumenstrauss an Kameradin Giorgia Meloni, die zur ganzen Sache beharrlich geschwiegen hatte.

  • Bernard Arnault

Der Zweite ist der erste Verlierer. Das musste Bernard Arnault am eigenen Leib erfahren. Der Chef von LVMH, kurz für Louis-Vuitton-Moët-Hennessy, ist laut «Handelsblatt» nur der zweitreichste Mann der Welt. Seine 185 Milliarden Franken Vermögen reichen knapp für private Tennisstunden bei Roger Federer. Wir zeigen Herz und unterstützen Arnaults Aufholjagd zu Elon Musk mit den restlichen 2,9 Milliarden Franken. Das reicht zwar nicht zum ersten Platz, aber wir helfen, wo wir können. Jeder Rappen zählt!