Erling Haaland sieht das genauso

Interviews mit Fussballern sind meist wenig erkenntnisfördernde Angelegenheiten: Während live im Fernsehen zumindest noch die Chance auf einen emotionalen Meltdown des Befragten besteht («So kurz nach dieser verheerenden Leistung: Wie fühlen Sie sich?»), muss man in der Zeitung davon ausgehen, dass die PR-Abteilung des Klubs beim Abdruck Anstössiges längst getilgt hat. Entsprechend nichtssagend war das, was Erling Haaland, bei Manchester City unter Vertrag, vor ein paar Tagen im «Blick» preisgab: Schon bei der Lektüre der Überschrift – «Manuel Akanji ist ein sehr guter Mensch» – muss selbst Sportenthusiast:innen das Gesicht einschlafen. Weiter verrät der Wunderstürmer aus Norwegen im Gespräch mit Steffi Buchli, Chefredaktorin Sport beim «Blick», dass seiner Erfahrung nach Schweizer:innen stets «sehr pünktlich» seien, während er sich selbst als «sehr ehrgeizig» empfinde und immer hart trainiere. Auf die Nachfrage, dass ihm offenbar «Genügsamkeit völlig fremd» sei, erwidert Haaland: «Ja, das würde ich so sehen.»

Und schon ist man beim Thema, denn plötzlich geht es um die Uhren einer Schweizer Luxusmarke, wodurch das Ganze doch noch Nachrichtenwert erhielt. Die Wendung erschliesst sich nämlich erst ganz am Ende in einer Fussnote: Das Interview fand anlässlich der «neu kommunizierten Partnerschaft von Erling Haaland» mit dem Uhrenhersteller statt. Simon Jacoby, Chefredaktor von Tsüri.ch, fragte daraufhin auf Twitter nach, was das Ringier-Blatt davon habe, so etwas abzudrucken, woraufhin Buchli antwortete, dass der «Blick» so die Möglichkeit hatte, einen Weltklassefussballer zu sprechen. Gegenüber persoenlich.com unterstrich sie dann, dass eine Thematisierung des Werbepartners Haalands Bedingung für das Interview gewesen, aber kein Geld geflossen sei.

Die Journalistin verwies zwar darauf, dass es stets ein zähes Ringen mit Management oder Agenturen bedeutet, wenn es darum geht, unter welchen Bedingungen Topstars zu sprechen sind. Solche Versuche der «message control» sind allerdings eine Geissel des Journalismus, weswegen Medien sich dem widersetzen sollten. Im Zweifelsfall heisst das eben: kein Interview mit dem glamourösen Kicker. Und apropos Dienst an der Öffentlichkeit: Gerade bei Ringier könnte man vielleicht noch mal überlegen, wie es wirkt, dass der Konzern beispielsweise auch Vermarkter der Swiss Football League ist.
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