Durch den Monat mit Giuse Togni (Teil 5): Ohne Fax arbeiten?
WOZ: Sie sagten in unserem letzten Gespräch, es würden aktuell für die Atomenergieforschung 54 Millionen Franken verwendet, eine Million mehr als für die erneuerbaren Energien. Die Eidgenössische Energieforschungskommission (Core) habe aber laut ihrem geltenden Konzept nur 40 Millionen vorgesehen. Nun wollte ein Leser wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, die Mittel der Atomforschung doch noch einzuschränken?
Giuse Togni: Core ist nur eine beratende Kommission, die zuhanden des Bundesrats Empfehlungen abgibt. Es läge danach am Bundesrat, dafür zu sorgen, dass unsere Empfehlungen auch umgesetzt werden und die Atomforschung weniger Mittel erhält. Core selbst kann nicht viel mehr als Druck machen. Vor allem im Bereich Kernspaltung – die ja seit über dreissig Jahren kommerziell genutzt wird – müsste eigentlich die Wirtschaft die Forschungsgelder selber aufbringen.
Der Nationalrat hat die Strommarktliberalisierung beraten. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Oh, ja! Vor allem wegen der kostendeckenden Einspeisevergütung für erneuerbare Energien. Ich war heute bei einem Elektrizitätswerk, das für die eingespeiste Solarenergie nur fünfzehn Rappen pro Kilowattstunde vergütet. Die Produktion mit Solarpanels kostet jedoch um die achtzig Rappen. Kommt nun die kostendeckende Vergütung, erhalten die Produzenten diese achtzig Rappen. Deutschland kennt dieses System bereits und ist sehr erfolgreich damit. Jetzt hoffe ich nur, dass der Ständerat auch zustimmt.
Weihnachten naht, und die Weihnachtsbeleuchtung erstrahlt Jahr für Jahr üppiger und immer früher. Freut Sie das?
Es sieht hübsch aus. Allerdings wurde früher die Weihnachtsbeleuchtung erst Mitte Dezember installiert, jetzt leuchtet sie schon Mitte November. Zudem beleuchten immer mehr Private ihre Gärten und Fenster. In der Statistik lässt sich eindeutig ablesen, dass die Weihnachtsbeleuchtung den Stromkonsum in die Höhe treibt.
Die netten Lampengirlanden sind also Stromfresser?
Es sind kleine Glühbirnen, die warm werden. Man kann spüren, ob eine Lampe gut ist: Wenn sie warm oder heiss wird, ist sie nicht effizient. Dasselbe gilt für den Computer oder andere Geräte: Je wärmer sie werden, umso verschwenderischer sind sie.
Heisst das weg mit der Weihnachtsbeleuchtung?
Nicht unbedingt. Es gäbe effizientere Lichterketten aus Leuchtdioden, die mit weniger Leistung betrieben werden können – es gibt sie sogar in verschiedenen Farben. Inzwischen kann man Weihnachtsbeleuchtungen aus langen, flexiblen Fluoreszenzlampen kaufen, die weniger Strom brauchen.
Sie haben ein Projekt, das heisst «Fax off». Nehmen Sie uns jetzt auch noch das Faxgerät weg?
Nein, nein (lacht). Das Problem sind die vielen Geräte, die im Stand-by-Modus laufen, also nie ganz ausgeschaltet werden, auch wenn sie nicht in Betrieb sind. Das betrifft nicht nur Faxgeräte, sondern auch Fernseher, Videorecorder und so weiter.
Wie viel macht das aus?
Es gibt Schätzungen, wonach die Stand-by-Geräte über zehn Prozent des gesamten Stromkonsums ausmachen. Ein Fax hat eine Leistung von etwa fünf Watt. Laut Statistik gibt es in der Schweiz eine Million Faxgeräte. Die verbrauchen pro Jahr zusammen 43 Millionen Kilowattstunden – damit könnte man 10000 Haushalte mit Strom versorgen.
Ein Fax wird zwar selten benutzt, trotzdem können wir ohne nicht arbeiten. Was tun?
Die Idee von «Fax off» ist es, die Geräte überflüssig zu machen. Swisscom bietet zum Beispiel einen Dienst an, der die Umleitung von Faxnachrichten direkt auf die eigene E-Mail ermöglicht. Dazu braucht man die «Combox pro», deren Abonnement etwa fünf Franken im Monat kostet – das funktioniert auch beim Fixnetz. Die Umleitung ist in wenigen Minuten installiert, und danach kann man das Faxgerät vom Netz nehmen. Der Dienst informiert übers Handy, wenn eine Faxnachricht angekommen ist, und die lässt sich dann als PDF-File im E-Mail runterladen. Andere Telekommunikationsfirmen bieten diesen Dienst sogar gratis an, nur wissen das leider die wenigsten.
Giuse Togni, 43, ist Energiefachfrau, Physikerin und Mutter von zwei Töchtern. Sie ist Mitglied der Eidgenössischen Energieforschungskommission (Core) und sitzt im Beirat der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES).