Erdölförderung in Spanien: Widerstand auf den Ferieninseln

Nr. 29 –

Auf den spanischen Inseln Lanzarote und Fuerteventura könnten in diesem Sommer einige UrlauberInnen auf bunte Demonstrationszüge stossen. Denn vor wenigen Tagen hat das spanische Industrieministerium angekündigt, eine definitive Erlaubnis für Probebohrungen nach Erdöl zwischen den Kanarischen Inseln und Marokko zu erteilen.

Die frühere sozialistische Regierung hatte noch auf den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt. Die seit dreieinhalb Jahren regierende rechtskonservative Volkspartei Partido Popular hat aber die entsprechenden Subventionen wieder zusammengestrichen. Nicht zuletzt wegen der misslichen Wirtschaftssituation sollen nun möglichst viele fossile Brennstoffe im Inland gefördert werden. Das private Erdölunternehmen Repsol, das das Explorationskonsortium vor den Kanarischen Inseln anführt, erwartet mittelfristig eine Fördermenge von 110 000 Fass pro Tag. Dies würde Spanien erlauben, rund 10 Prozent des Ölverbrauchs selbst zu decken. Derzeit importiert das Land über 99 Prozent seines Erdöls aus dem Ausland, was sich negativ auf die Handelsbilanz und die Staatsfinanzen auswirkt. Die Regierung verspricht sich durch das Projekt auch einen Investitionsschub und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Weniger erfreut über das Bohrvorhaben sind Umweltschützerinnen und Tourismusvertreter, aber auch die Regierungen und BewohnerInnen der beiden Inseln. Die Regierung von Fuerteventura legte schon vor über einem Jahr Beschwerde gegen die Erschliessung der Ölfelder ein, da die Regierung in Madrid die Genehmigung für erste Probebohrungen erteilt hatte, ohne die noch ausstehende Umweltverträglichkeitsprüfung abzuwarten. InteressenvertreterInnen des für die Inseln immens wichtigen Tourismussektors fürchten sich vor einer Ölpest, wie sie sich 2010 im Golf von Mexiko ereignete, als die BP-Ölplattform Deepwater Horizon explodierte. Die Bedingungen sind im Atlantischen Ozean vor Marokko nicht grundlegend anders. Auch hier müsste in grosser Tiefe gebohrt werden, im Extremfall bis zu 6800 Meter unter der Meeresoberfläche.

Verschiedenste Umwelt- und Bürgerinitiativen haben ebenfalls schon längst mobilgemacht. Jetzt werfen sie der Regierung in Madrid vor, das Vorhaben ausgerechnet im Sommer durchzupeitschen, wenn die Gerichte unterbesetzt sind und Beschwerden erfahrungsgemäss verzögert werden. In den kommenden Wochen sind Demonstrationen und ein Vorstoss im EU-Parlament geplant.