Im Kino: Max und die Muttermilch

Nr. 21 –

Das Echo ist manchmal erstaunlich gross, wenn irgendwo ein Knallkopf explodiert. Wir wissen es dank CNN, dem «Guardian», der «Huffington Post» und vielen mehr, die darüber berichteten: Ein Blogger aus Minneapolis hat zu einem Boykott gegen den Film «Mad Max. Fury Road» aufgerufen.

Warum? Aus Angst vor Gehirnwäsche: «Fury Road» nämlich sei «a feminist piece of propaganda posing as a guy flick», schreibt der Mann über den Film, den er nicht gesehen hat, weil er ihn eben boykottiert. Feministische Propaganda, getarnt als Kracher für echte Kerle? Klingt ja verlockend. Tatsächlich packt Mad Max in «Fury Road» nur zu, um neben einer abtrünnigen Kriegerin als Steigbügelhalter für einen Aufstand der Frauen zu wirken. Abgesehen davon ist die Geschlechterpolitik des Films aber so archaisch wie das Wasteland, in dem er spielt: Frauen bemisst er nur an den Werten von Fruchtbarkeit und Naturverbundenheit.

Bedenklicher als die Kastrationsangst eines Bloggers ist darum, was jene Kritiker unter Feminismus verstehen, die den Film gerade für seine fortschrittliche Geschlechterpolitik feiern. Für Anthony Lane im «New Yorker» etwa kristallisieren sich diese Ambitionen im Bild einer schwangeren Braut, «die ihren Bauch wie einen Bronzeschild vor ihren wütenden Verfolgern zur Schau trägt». Fruchtbarkeit als Schutzschild: ziemlich prähistorisch, solcher Feminismus. Und bei «Perlentaucher» stellt Lukas Foerster fest, dass dieser Blockbuster sein «feministisches Programm» erstaunlich ernst nehme, und er belegt das mit dem Hinweis auf die drei Flüssigkeiten, «deren Verteilung das Leben im Wasteland regelt: Benzin, Wasser – und Muttermilch». Der Feminismus schwimmt dann wohl in der Muttermilch, mit der wir ihn aufgesogen haben. Und der Blogger aus Minneapolis hat in seiner Jugend einfach zu viel Benzin getrunken.