Kunstvermarktung: Geheimes in der Berner Kunsthalle

Nr. 46 –

«Contexta Collection» – so der Titel der Ausstellung, die in der Kunsthalle in Bern am kommenden Wochenende zu sehen ist. Die Berner Werbeagentur Contexta ist unter anderem bekannt für ihre Werbung für den Appenzeller Käse, in der drei alte Sennen das Rezept der Kräutersulz nicht verraten. «Secret» ist originellerweise auch das Thema der Ausstellung, zu dem rund siebzig KünstlerInnen Werke erarbeitet haben. Bezahlt wurden ihre Auftragsarbeiten nicht, verkaufen sie jedoch ein Werk am Wochenende, können sie den ganzen Betrag behalten.

Der Deal ist bestechend: Namhafte Künstler wie Michel Comte oder Olaf Breuning werben mit ihren Werken für den Namen einer Werbeagentur in einem Haus, das eigentlich zeitgenössische Kunst verspricht. Dass dieser grosse Firmenanlass ausgerechnet jetzt in der Kunsthalle stattfinden kann, ist wohl kein Zufall. Die letzten Herbst gewählte Kuratorin Valérie Knoll überzeugte damals den Vorstand mit ihren «betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten». Die hat sie nun wohl gut umzusetzen gewusst. Wie viel die Kunsthalle für die Vermietung an die Werbefirma bekommen hat, bleibt vorerst «secret».

Nicht alle in Bern wollen das kritiklos hinnehmen. Der Fotograf Reto Camenisch hat am Dienstag im «Bund» gemeint, dass sich Kunsthäuser mit der Industrie einliessen, sei nichts Neues. Aber dass man «sich von Unternehmen schamlos durchfüttern lässt, das provoziert zutiefst».