USA/Zentralamerika: Keine Hilfe für junge Flüchtlinge
Die Tragödie spielte sich im Sommer 2014 ab. Innerhalb weniger Monate wurden an der Grenze zwischen Mexiko und den USA fast 60 000 unbegleitete Kinder und Jugendliche aus Zentralamerika aufgegriffen. Sie hatten versucht, illegal in die USA zu kommen. Wie viele nicht erwischt wurden oder auf dem Weg ums Leben kamen, ist nicht bekannt. Auch über die Zahl der Mädchen, die von ihren Schleppern in Bordelle gezwungen wurden, weiss man nur, dass sie in die Tausende geht (siehe WOZ Nr. 32/2014 ). Im Dezember legte schliesslich US-Präsident Barack Obama ein Programm auf, über das diese Kinder und Jugendlichen legal einreisen dürfen und – zunächst für zwei Jahre – eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen sollen.
Problem erkannt, Problem gelöst? Das regierungsunabhängige «Komitee für Flüchtlinge und Einwanderer», das sich um die jungen MigrantInnen kümmert, teilte nun mit, dass bislang 5400 Kinder einen entsprechenden Antrag gestellt haben, hauptsächlich in El Salvador. Kein einziges aber durfte legal in die USA ausreisen. Die bürokratischen Hindernisse sind zu hoch. Unter anderem müssen die Minderjährigen mit DNA-Tests beweisen, dass ihre Eltern schon in den USA leben. Wenn diese sich dort illegal aufhalten, ist dies quasi unmöglich.
Die Kinder und Jugendlichen fliehen vor allem vor den «Maras», Jugendbanden, die in Honduras, Guatemala und El Salvador ländliche Gegenden und die Armenviertel der Städte beherrschen. Wer sich ihrem Willen nicht beugt, wird ermordet. El Salvador und Honduras gelten deshalb als die weltweit gefährlichsten Länder ausserhalb von Kriegsgebieten.
Eine Flucht mithilfe von Schlepperbanden kostet rund 5000 US-Dollar. Eine legale Einreise mit dem Flugzeug wäre erheblich billiger und ungefährlich. Angesichts dieses faktisch verschlossenen legalen Wegs aber begeben sich weiterhin Zehntausende Kinder und Jugendliche auf die illegale Route. In diesem Jahr wurden bislang rund 40 000 von ihnen aufgegriffen. In El Salvador hat sich im gleichen Zeitraum die Zahl der Morde mehr als verdoppelt.