Gesundheitswesen: Wer den Systemwechsel will
Das wirtschaftliche Dilemma im Gesundheitswesen ist stets dasselbe: ÄrztInnen haben wie alle Berufsleute ein Interesse, ihre Dienstleistungen zu einem möglichst guten Preis zu verkaufen; die PatientInnen haben ihrerseits kaum einen Anreiz, bei den Gesundheitsausgaben sparsam zu sein. Ein Grossteil der Kosten wird ihnen ja von der Krankenkasse zurückvergütet.
Deshalb schaut in der Schweiz die öffentliche Hand danach, dass die ÄrztInnen angemessene Preise verrechnen. Um die Menge der Dienstleistungen im Rahmen zu halten, hat der Bundesrat zudem dem Nationalrat letzte Woche eine Vorlage vorgelegt, die es den Kantonen erlaubt hätte, die Zulassung von ÄrztInnen einzuschränken. Eine entsprechende provisorische Massnahme läuft 2016 aus. FDP und SVP haben den Vorschlag mit ihrer neuen Mehrheit im Nationalrat jedoch kurzerhand bachab geschickt. Das wird die Gesundheitskosten massiv in die Höhe treiben. Doch das ist von den beiden Parteien durchaus gewollt. Sie halten dafür bereits eigene Lösungsvorschläge bereit, die einen radikalen Systemwechsel bedeuten würden.
Vor allem die SVP will, dass nicht mehr die öffentliche Hand über die Kosten wacht, sondern die privaten Versicherungen. Sie sollen entscheiden können, mit welchen ÄrztInnen sie Verträge eingehen. Konkret: Falls Ihre bevorzugte Ärztin nach Ansicht Ihrer Krankenkasse zu teuer würde, könnten Sie gezwungen werden, zu einem anderen Arzt zu gehen, der an allen Ecken und Enden spart. Zwar hat die Stimmbevölkerung 2012 die Managed-Care-Vorlage, die die freie Arztwahl einschränken wollte, mit 76 Prozent abgeschmettert. Die Aufweichung des Vertragszwangs für die Krankenkassen läuft jedoch bereits, etwa indem Krankenkassen Versicherten, die teilweise auf die freie Arztwahl verzichten, Prämienrabatte gewähren.